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am Himmel hängenden Vollmonde hinaufblickend; ein vortrefflicher Ort, um sich die Kehlen abzuschneiden!

Die Niederländer schwiegen. Bloom zog den Degen und bestimmte die Mensur. Die Kämpfer warfen ihre Mäntel ab, zogen und begrüßten sich durch Senken der mattfunkelnden Degenspitzen.

– Mein Herr van Sluits, sagte Croustillac, wie auf dem Parket seine Verbeugung machend, ich habe die Ehre, Ihnen hier den besten Schüler des unsterblichen Marmet’s, des besten Fechtmeisters in Paris, vor die Klinge zu liefern. Sie werden, Monsieur, einen Stiefel finden, der für Ihren Fuß paßt!

Geraart verbeugte sich. Einen Augenblick später sprühten die Funken von den gekreuzten Klingen. Trotz seines stählernen Handgelenkes und seiner ausgezeichneten Kunst ward Chavigny von dem Niederländer durch einen Stoß durch die Brust zu Boden gestreckt.

Bloom trat gleichmüthig vor.

– Dieser Stoß, meine Herren aus Paris, sagte er, war zwar nicht vom Marmet, aber Sie werden allerseits gestehen, daß er gut ist! –

Chavigny starb noch in derselben Nacht und Geraart mußte aus dem Haag fliehen. Er nahm Abschied von Viola del Monte; er hegte noch Hoffnung … sie aber wußte, daß dies ein ewiges Lebewohl sei. Der Cardinal-Legat gab ihm eine Empfehlung an den Großmeister der Johanniter, Sebastian de Valency, und Geraart reiste nach Malta ab.

Er trat hier in den Orden ein, durch seine Umgebung bestimmt, nachdem er gehört, daß Viola del Monte Barberini dem Grame um die Trennung von ihm erlegen war und die Erde verlassen hatte. –




Der Chemiker.
Von David Teniers.

Auf der „Warmoen Straat“, alte Seite zu Amsterdam, stand eine eigenthümliche Wohnung. Sie wich etwas von der breiten Straße zurück; der Raum, der dadurch in der Reihe der barock gebauten Paläste reicher Kaufleute entstand, war mit Linden bepflanzt, welche durch Geländerwerk und durch eine kunstreiche Scheere oben zu eigenthümlichen, geometrischen Figuren gezogen waren. – Das Haus selbst war niedrig, aber prächtig und mit Marmor verziert; jedes Fenster zeigte einen Spitzbogen mit Genienköpfen, an den Seiten waren Nischen mit Miniaturstatuen von damals ausgezeichneter Arbeit, und in den Feldern unter den Fensterböschungen sah man Haut-Reliefs aus der biblischen Geschichte, von anderen seltsamen Sculpturen eingeschlossen. Die letzteren Bildnerwerke waren indo-persische, oder antik-ägyptische; sie stellten das Leben Zoroasters und des noch urälteren persischen Mythras, des schaffenden Mittelgottes, den Sonnendienst und die mystischen Lehren der Magier dar.

Empfohlene Zitierweise:
Text von Adolph Görling: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie. Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne, Leipzig und Dresden 1848−1851, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Stahlstich-Sammlung_der_vorz%C3%BCglichsten_Gem%C3%A4lde_der_Dresdener_Gallerie.pdf/25&oldid=- (Version vom 1.8.2018)