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allen Seiten hin sich zu vergrössern: im Süden werden die Chanate Astrachan, im Osten Kasan, im Nordosten Kondinien, Ingrien und Obdorien unterworfen, im Westen Smolensk und Siverien von Litthauen, im Nordwesten Gebiete um Dorpat und Narwa vom Schwertorden gewonnen. – Von allen tatarischen Staaten in Europa erhält sich nur noch das Chanat der Krim.

Ungarn, das am Schlusse des 15. Jahrhunderts unter Matthias Corvinus so hoch sich erhoben hatte, geräth seit Ludwig’s des Jüngeren Untergang bei Mohacz fast gänzlich in die Gewalt der Türken. Die an Ferdinand von Osterreich gegebene Krone wird von dem durch Sultan Soliman unterstützten Woiwoden von Siebenbürgen, Johann von Zapolya, hart bestritten. Mit des Letzteren Tode, 1540, geräth der ganze von ihm besessene Theil Ungarns in die Hände der Osmanen, denen auch Siebenbürgen als Schutzland gehorcht, obgleich es dem Namen nach zu Ungarn gehört.

Das Osmanische Reich hatte durch die Eroberung Constantinopels 1453 das letzte Hinderniss seines Aufschwunges beseitigt; es tritt in das 16. Jahrhundert bereits mit dem vollen Besitze der ganzen balkanischen und kleinasiatischen Halbinsel ein. Erweitert wird das Reich 1517 durch Eroberung von Diarbekr, Kurdistan, Syrien, Ägypten. Den Johannitern wird 1522 Rhodus, und 1551 auch das ihnen von Karl V. verliehene Tripolis entrissen. 1534 folgt dann die Eroberung Armeniens, der Euphrat- und Tigris-Länder und die Ausdehnung Osmanischer Herrschaft bis hinab zu den Bahrein-Inseln, sowie in Afrika die Unterwerfung von Tlemsen, Algier und Tunis unter türkische Hoheit. – In Europa wird die eine Hälfte von Ungarn um die Mitte des Jahrhunderts dem Reiche einverleibt, während die andere Hälfte mit Siebenbürgen, sowie die Walachei und Moldau als Vasallenländer ihm gehorchen. So findet sich um 1555 das ganze weite Gebiet des vormals oströmischen Kaiserreichs unter der Herrschaft der osmanischen Sultane zum zweiten Male, wenn auch unter sehr veränderten Verhältnissen, vereinigt.


Orient. No. XII. Reich der Mongolen unter Kubilai (1260–1294) und seinen Nachfolgern 1262–1342. – Nebenkarten: 1. Reiche der Khwârizmschâhs, der Ghûriden 1204–1226. 2. Reich der Mongolen unter Ḡingîzkhân (1167/8–1227) und seinen Nachfolgern 1226–1268. 3. Nachfolger der Ilkhâne 1342–1394. 4. Reich des Tîmûr 1394–1405. Von Th. Menke.

Die Südgrenze von Litthauen im Jahre 1342 bedarf noch näherer Aufklärung. Nach Karamsin, Strahl und Caro gab Leo Danilowicz, Fürst von Halicz († um 1301), Kiew auf. Gedimin von Litthauen († 1341) entriss Kiew den Tataren. Diese scheinen aber den Russen gewichen zu sein; denn 1358 erwarb Olgerd von Litthauen von Russland Rschew, Bjeloi, Mstislawl und wahrscheinlich auch Kiew nebst dem ganzen Gebiete des Fürsten von Czernigow und Sewersk (Strahl Ru. St. II, 155). Nur genaue Kenntniss der russischen Quellen kann hier entscheiden. Aus den Acten des Patriarchats von Constantinopel erhellt, dass der Metropolit von Kiew in diesen Zeiten eine nicht unbedeutende weltliche Macht hatte und gegen 1371 eine Reihe namhaft gemachter Burgen dem Olgerd entriss (Mikl. Müller 1,580).

Dass in de la Croix Scherefeddîn Awghân statt Ugani zu lesen sei, bestätigte mir auf meine dahin gehende Anfrage Herr Hofrath Pertsch. Der Irrthum von de la Croix beruhte auf einem Lesefehler, bei dem ein diakritisches Zeichen unberücksichtigt blieb.


Orient. No. XIII. Länder am Aegäischen und Schwarzen Meer 1311–1390. Mst. 1 : 5 000 000. – Nebenkarten: 1. Reich des Stephan Duschan um 1346. Mst. 1 : 10 000 000. – 2. Land der Gothen in der Krym. Mst. 1 : 2 500 000. Von Th. Menke.

Die Geographie der jüngsten Zeit des oströmischen Reichs und der Grenzdistricte des serbischen und bulgarischen Reichs, wie sie von Spruner darstellte, stimmt nicht mit den Quellen. Das Resultat der letzten zu begründen ist hier nicht der Platz. Doch mag wenigstens an einigen Ortsansetzungen die moderne Bezeichnung zugefügt werden.

A. Serbisches Reich:
Deuritza, j. Debreschte,
Siderocastrum, j. Demirhisâr (Eisenschloss).
B. Bulgarisches Reich:
Stilbnum = Sliwno,
Rhosocastrum = Russukesse,
Varia, der Südpunkt der lateinischen Diöcese von Caffa, das alte Beroe, j. Veria (nicht bei Kiepert 1870),
Cozeacum – Choģaköi,
Emmona = Emine.
C. Oströmisches Reich:
I. Macedonia und Hesperia:
Die Grenze zwischen den macedonischen und hesperischen Eparchien ist bei Cantacuzenus, der massgebenden Quelle, nicht ganz scharf. Castoria, eine Stadt in Botiaea, heisst bald macedonisch, bald hesperisch, Achris hesperisch; Prillapus wird als jenseit Macedonien (κατωτέρω Μακεδονιας von der Höhe des Constantinopolitanischen Standpunctes; die lateinische Übersetzung der Bonner Ausgabe hat diesen Sprachgebrauch nicht beachtet) bezeichnet. Die Striche westlich von Vardar und Thessalonice werden nie zu Macedonia gerechnet.
Screperium = Skrapari,
Clisura = Klissura,
Timorum = Tomor,
Balagrita = Berat,
Deura = Debre,
Staridola = Sarigöl,
Siderocastrum = Demirhisâr (Eisenschloss),
Vicus Davidis = Dawidowo,
Gynaecocastrum = Awrethisâr (Weiberschloss),
Longus λιμήν = Sykia auf Lungos.
Die Landschaften Botiaea und Mygdonia entsprechen nicht den gleichgenannten Landschaften der antiken Geographie.
Siderocastrum = Demirhisâr (Eisenschloss).
II. Rhodopeische Eparchien:
1) Merope,
Empfohlene Zitierweise:
Theodor Menke, Karl Spruner von Merz u. A.: Hand-Atlas für die Geschichte des Mittelalters und der neueren Zeit . Justus Perthes, Gotha 1880, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spruner-Menke_Handatlas_1880_Text.pdf/58&oldid=- (Version vom 28.11.2016)