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Das im Jahr 1286 abgelösste Kärnthen war 1336 wieder mit ihm vereinigt, die Grafschaft Tyrol 1363 erworben worden, jedoch mit Ausschluss von Brixen und Trient. Dazu waren noch gekommen: Die noch übrigen Theile von Krain und der windischen Mark 1374, die Stadt Triest 1382 und allmälig die Vorarlbergischen Herrschaften: Feldkirch 1365, Bludenz 1376, Bregenz 1451 und 1523. Die Österreichischen Besitzungen in Schwaben, Vorder-Österreich genannt, und aus dem Breisgau (1367), Grafschaft Hohenburg (1380) und vielen kleinen Gebieten bestehend, haben sich in ihrer Zerrissenheit wenig verändert, dagegen waren im Verlauf des 15. Jahrhunderts die letzten Habsburgischen Stammgüter in der Schweiz verloren gegangen und im Frieden zu Basel 1499 löste sich dieselbe auf immer von Österreich los, um nach mannichfachen Bündnissen und Kämpfen die „Eidgenossenschaft der 13 Orte“, 16. Dezember 1513, zu bilden.

In Schwaben, gänzlich zersplittert in eine Menge von geistlichen und weltlichen Gebieten, hatten sich vor Andern unter den einheimischen Geschlechtern die von Würtemberg und Baden ausgebreitet, aber auch durch häufige Theilungen ihrem wachsenden Flor geschadet. – Neben den mächtigen Bischöfen von Würzburg und Bamberg hatten Mainz, Fulda und Eichstädt beträchtliches Landgebiet in Franken, während hier von weltlichen Herren ausser dem bereits erwähnten Brandenburg die Grafen von Hohenlohe, Henneberg und Rieneck als die begütertsten erscheinen. – Bayern ist bei Beginn der dargestellten Periode, nach der Vereinigung der Linie Ingolstadt mit Landshut (1447) und der Vertheilung von Bayern-Straubing, in die beiden Linien Landshut – bis 1503 – und München – bis 1506 – getheilt.

Hülfsmittel. Für die Hauptkarte:

A. F. Büsching: Erdbeschreibung, 7. Aufl., 1789–1792. Bd. V–X.
Dr. Heinrich Berghaus: Deutschland seit hundert Jahren; Geschichte der Gebiets-Eintheilung und der politischen Verfassung des Vaterlandes. Bd. I. 1859.
F. W. Ghillany: Europäische Chronik von 1492 bis 1865. Bd. I. 1865.
A. v. Daniels: Handbuch der deutschen Reichs- und Staatenrechtsgeschichte. 1863.
G. V. Schmidt: Die mediatisirten freien Reichsstädte Teutschlands. 1861.
W. Fix: Die Territorialgeschichte des Preuss. Staates. 1869.
K. Hopf: Historisch-Genealogischer Atlas. Abth. I. 1858.
G. W. Hopf: Bayerische Geschichte in Zeittafeln. 1865.
L. Häusser: Geschichte der Bayrischen Pfalz. 1845.
L. Häusser: Geschichte des Zeitalters der Reformation. 1868.
Vögelin und Meyer von Knonau: Historisch-Geographischer Atlas der Schweiz. 1855.
G. Mees: Historische Atlas van Noord-Nederland. 1865.
C. W. Böttiger: Geschichte des Kurstaats und Königreichs Sachsen, 2. Aufl. bearbeitet von Flathe.

Nebenkarten:

Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert. Herausgegeben durch die Histor. Commission bei der Königl. Akademie der Wissenschaften. - Fränkische Städte: Band II: Nürnberg.
Friedrich v. Schiller: Merkwürdige Belagerung von Antwerpen in den Jahren 1584 und 1585. In: Gödecke’s Histor.-Kritischer Ausgabe von Schiller’s sämmtlichen Werken. 9. Theil.

Ausser diesen Werken sind noch eine grosse Anzahl von Karten und Monographien einzelner Gebiete von Deutschland zur Berücksichtigung gekommen.


Deutschland. No. XIV. Deutschland zur Zeit des dreissigjährigen Krieges, 1618-1648. Mst. 1 : 3 700 000. – Nebenkarten: 1) Das Rheinthal von Breisach bis Coblenz, 1618-1648. Mst. 1 : 1 850 000. 2) Thüringen im Anfange des XVII. Jahrhunderts. Mst. 1 : 1 850 000. 3) Plan der Schlacht am Weissen Berg bei Prag, 8. Nov. 1620. 4) Schlachtfeld bei Wimpfen, 6. Mai 1622. 5) Magdeburg, 1630 und 1631. 6) Schlacht bei Breitenfeld, 7. Sept. 1631. 7) Schlacht bei Lützen, 6. Nov. 1632. 8) Nördlingen, 6. Sept. 1634. 9) Wittstock, 24. Sept. 1636. 10) Breitenfeld, 2. Nov. 1642, – sämmtliche Nebenkarten von No. 3–10 im Maassstab 1 : 185 000. 11) Schlachtfeld bei Freiburg, 4., 5. und 7. August 1644. Mst. 1 : 50 000. 12) Schlachtfeld bei Jankau, 6. März 1645. Von B. Hassenstein.

Von den territorialen Veränderungen, aus welchen sich während des 16. Jahrhunderts bis zum Beginn des dreissigjährigen Krieges der Besitzstand innerhalb Deutschlands herausgebildet hatte, sind folgende als die wichtigsten hervorzuheben.

Die grösste Veränderung war an der westlichen Grenze eingetreten; hier waren die schönsten Theile vom Mutterlande abgerissen worden, die gesammten Burgundischen Provinzen waren an die Spanische Linie des Hauses Habsburg und somit aus dem engeren Reichsverband gekommen; von ihnen aber hatten die sieben nördlichen Provinzen: Holland, Seeland, Utrecht, Geldern, Friesland, Groningen und Oberyssel nach langen Kämpfen (1566–1609) sich losgerissen und 1581 die Republik der Vereinigten Niederlande gebildet.

Die drei wichtigen Lothringischen Bisthümer Metz (nebst der ehemaligen Reichsstadt), Toul und Verdun waren 1552 an Frankreich gekommen, wogegen die 1571 Lothringen zugestandene volle Landeshoheit über Bar nur geringen und stets zweifelhaften Ersatz bot.

In Westfalen waren die von 1511 bis 1609 in Einer Linie vereinigten Lande von Jülich, Berg, Cleve, Mark und Ravensberg nach Erlöschen derselben Gegenstand eines langen über die Zeit des dreissigjährigen Krieges hinaus dauernden Streites zwischen Brandenburg und Pfalz-Neuburg geworden. – Die untere und obere Grafschaft Hoya war nach Aussterben ihrer Grafen (1503, 1543), und die Grafschaft Diepholz 1585 an das Haus Braunschweig-Lüneburg gekommen.

In Niedersachsen war das Fürstenthum Göttingen 1495 an Kalenberg, die Grafschaft Blankenburg, nachdem 1579 das dortige Grafengeschlecht ausgestorben, an Wolfenbüttel gefallen. Die Mecklenburgischen Lande waren 1611 (1621) aufs Neue in die beiden Herzogthümer Schwerin und GüstrowRostock blieb beiden Linien gemeinschaftlich –, sowie Schleswig und Holstein zwischen der königlich Dänischen und herzoglich Gottorpischen Linie getheilt worden. – Die Landgrafen von Hessen-Cassel waren seit 1571 in Besitz der Herrschaft Plesse.

Im Obersächsischen Kreis waren gleichfalls durch neue Theilungen 1523 und 1560 die Pommer’schen Lande in die von Wolgast und Stettin geschieden. – Brandenburg hatte 1523 durch den Erwerb des Fürstenthums Jägerndorf (bis 1623) in Oberschlesien Fuss gefasst, 1524 die Grafschaft Ruppin erworben und seit 1525 das ehemalige deutsche Ordensgebiet in Preussen als ein weltliches Fürstenthum, jedoch ausserhalb des deutschen Reichsverbandes in Besitz genommen. 1575 erwarb der Markgraf die Herrschaften Beeskow und Storkow,

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Menke, Karl Spruner von Merz u. A.: Hand-Atlas für die Geschichte des Mittelalters und der neueren Zeit . Justus Perthes, Gotha 1880, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spruner-Menke_Handatlas_1880_Text.pdf/43&oldid=- (Version vom 28.11.2016)