Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 4.pdf/58

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

f) Elfenbeinreliefs; Besatzstücke eines Kastens. Links: Jugendlicher Krieger, den Speer in der Linken, die Rechte auf einem Postament (Altar), auf dem ein Putto ihm den Kranz reicht. Mitte: Krieger, mit der Rechten das Schwert schwingend, an der Linken den Rundschild. Rechts: Ähnliche Figur, stehend, der Putto mit dem Kranz auf einem Felsvorsprung l. – Die antike Formgebung bestimmt Umriß und Haltung der Gestalten. Eine zylindrische Büchse, mit der Darstellung des Verkaufs Josephs an die Ismaeliter, in Berlin (Volbach I. 366, Tafel 3, syro-ägyptisch, alexandrinisch, Vöge 4 (430), T. 3, italienisch (?) wird gleichfalls ins 6. Jahrhundert gesetzt. Der bei Pelka, Elfenbein, 1920, S. 45 abgebildete Bacchus des Kaiser-Friedrich-Museums, bei Volbach nicht erwähnt, wird dort als alexandrinisch, 4. bis 5. Jahrhundert, angesprochen. Die Dresdner Jünglinge (Herkules?) stehen dieser, deutlich von der Antike beeinflußten Tafel sehr nahe. Im Führer (Sponsel, 2. Aufl., 1921) nicht erwähnt. – Die Löcher für die Nieten jeweils in den Ecken.


g) Elfenbeinrelief. Allegorische Szene. Eine nackte Frau, auf dem Aste eines Apfelbaumes sitzend, weist mit der Rechten auf einen Fruchtkorb, eine bekleidete Frau mit Kopftuch deutet mit der Rechten auf ihre Brust. Voluptas und Caritas, Irdische und himmlische Liebe? Das sehr dünn gearbeitete Stück gehört als Besatz (Kapsel) auf einen Spiegelrahmen. Wohl deutsch, 15. Jahrhundert.


h) Elfenbeinrelief. Trapezförmiges Besatzstück eines Kastens, wohl von der Schräge eines dachförmigen Deckels. – Links auf einem Stuhl ein bärtiger Alter, die Rechte segnend erhoben; rechts ein Jüngling, der sich im Kuß zu einem Knaben niederbeugt: Josefs Abschied von seinem Vater Jakob und seinem Bruder Benjamin. Nach der Wiener Genesis. Alexandrinisch, 6. Jahrhundert.

Inventar Elfenbeinzimmer 269 ddd: „Ein kleines Relief, Christus mit zwei Kindern (Theilstück).“ Die Kriegerfiguren auf der Seitenwand eines byzantinischen Kästchens der Sammlung Carrand, Florenz, Nationalmuseum (Bargello), (Pelka, Abb. 41, S. 75) und eines ähnlichen im Musée Cluny, Paris, weisen verwandte Bildung auf. – Hans Graeven, Ein Reliquienkästchen aus Pirano, Jahrbuch der KH. Sammlungen des AH.-Kaiserhauses, 1899, XX. Bd., S. 5, weist 38 Elfenbeinkästchen nach, die zwischen Rosettenbändern Reliefs mit ähnlichen antiken Typen enthalten. Der Typus soll nach ihm aus Konstantinopel stammen und sich jahrhundertelang erhalten haben.


i) Elfenbeinrelief, achteckige Deckelplatte. Figürliche Szenen: oben ein stehender Jüngling und zwei, wohl knieende Gestalten, hinter einer Mauer vor einem Turm – unten ein König auf dem Thron, von Kriegern umgeben, setzt einem Knaben einen Reif (Krone) auf das Haupt.

II. 446. Byzantinisch, Ende 10. bis Anfang 11. Jahrhundert.

Goldschmidt, Ad. und Weitzmann, Kurt. Die byzantinischen Elfenbeinskulpturen des X.–XIII. Jahrhunderts I, Tafel VII, Nr. 13, S. 28 f. – Gehört als Deckelplatte zu einem achteckigen Kasten, zu dem das Grüne Gewölbe noch vier Stücke besitzt. Vorbild der Darstellungen ist eine Miniatur der Wiener Genesis. Darnach handelt es sich um Szenen aus der Josephslegende 1. Mos. 41,6 und 41,40: Besuch des Bäckermeisters und des Mundschenks Pharaos im Gefängnis, und Erhöhung (Krönung) Josephs. – Eine weitere Platte in London Brit. Museum (Dalton 17). Ein ähnlicher Kasten im Schatz der Kathedrale von Senlis (Goldschmidt 124).


k) Perlmuttermedaillon, durchbrochen, in silbervergoldeter Fassung mit Öse und Ring. – Christus am Ölberg, ein Engel bringt ihm den Kelch, die drei Jünger schlafen. Vgl. das Medaillon und Vöge, a. a. O. 521, Tafel XXXI. Deutsch oder niederländisch. Ende 15. Jahrhundert.

Inventar der Kunstkammer 164 a, Fol. 115 b: 1 Rundte Muschel von Berlenmutter, woran der Herr Christus am Ölberge mit seinen Jüngern abgebildet zubefinden.


l) Perlmuttermedaillon, durchbrochen auf vergoldeter Messingplatte. Christus am Kreuz, die Marien und Krieger. Vöge a. a. O. 537, Tafel XXXII: Niederrheinisch, Anfang 16. Jahrhundert.