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Zum reinen Wandschmuck wird dann das Relief auf der gerahmten Tafel mit dem Tode der Thisbe (Tafel 43). Die Gruppe der beiden Gestalten hebt sich in scharfer Silhouette von der Landschaft ab. Wasser, Erde und Himmel, aus verschiedenen Platten mit heute kaum sichtbaren Fugen zu einem krausen Teppichmuster verwoben, zeigen die Hand eines Künstlers, der gewohnt ist, malerisch zu denken. Trotz der manieristischen Kleinheit der Köpfe ist das Anatomische der Körper korrekt durchgebildet. In dem ungefügen Leibe des toten Pyramus klingt die grandiose Geste des von Jehovas Finger zum feurigen Leben beseelten Adam schwächlich nach. Hier wie in dem Relief der Verkündigung an die Hirten, selbst in dem Kruzifix, das eine Notiz des 19. Jahrhunderts zur eigenhändigen Schöpfung Christians I. macht, die bis 1873 auf der Festung Königstein aufbewahrt war, ist ein spielerischer Zug, der Heiliges und Profanes mit gleicher nüchterner Verliebtheit behandelt, unverkennbar. Die beiden Schachspiele im Berliner Schloßmuseum, deren eines 1661 datiert ist, stammen aus der Kurfürstlichen Kunstkammer. Auch sie tragen Reliefs in Holzintarsia mit Schlachtendarstellungen. Neben Johann Georg Fischer tritt hier als Egerer Meister Adam Eck auf, der 1639 und 1658 mit Aufträgen von Schnitzaltären für ein Kloster in Eger und für die Schloßkirche in Seeberg bedacht wurde, und somit die Eignung dieser Kunst auch für die Zwecke der kirchlichen Ausstattung größeren Umfanges bewies. Doch blieb diese Art der plastischen Dekoration in dem künstlerischen Werdegang des Möbels eine Episode.