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Einführung der Reformation verdankt. Herzog Heinrich der Fromme war schon fünf Jahre, bevor er seinem strenggläubigen Bruder Georg in der Regierung der albertinischen Lande folgte, zum Protestantismus übergetreten. Aber noch weit früher, noch bevor die Augsburger Konfession dem Kampfe Martin Luthers die politische und dogmatische Grundlage gab, gewann sein Glauben an die neue Lehre in künstlerischer Form Gestalt. Man darf annehmen, daß auch der Meister, der ihm dazu seine Kunst lieh, der neuen Bewegung angehörte. Obwohl er aus Würzburg, dem Hochsitz klerikaler Macht, stammte und in dem Landshuter Hans Leinberger sein künstlerisches Vorbild gefunden hatte.

Peter Dell d. ä., ein Schüler Riemenschneiders, saß wahrscheinlich selbst in Freiberg, der Residenz des wettinischen Herzogs, als er die drei Reliefs in Birnbaumholz schnitzte, die drei Haupttatsachen aus der Erlösungsgeschichte zum Gegenstand haben: die Kreuzigung, Christi Erscheinen in der Vorhölle und den Sieg des Auferstandenen über den Tod, zugleich über die Schuld der Menschheit im Sündenfall. Seine Signatur P D verschwindet auf dem zweitgenannten, zugleich dem im Aufbau persönlichsten und reifsten der Gruppe bescheiden neben der Widmung des Werkes an „unseren gnädigsten Herrn“ (Tafel 40). In der Kreuzigung zeigt sich noch deutlich die Abhängigkeit von Holbein, Mantegna, Marc Anton, Loy Hering und sogar Dürer. Wenn auch die Dreiteilung der Komposition bei dem jüngeren Werke das triptychale Schema der großen Altartafeln verrät, die Häufung der Einzelmotive die Übersichtlichkeit beeinträchtigt, kann man der Geste des siegreichen Gottes nicht die Größe, dem Faltenwurf des wehenden Mantels nicht Schwung und Temperament absprechen. Hier dröhnt über die Melodie des volksliedhaften Chorals, der die Schrecken der Hölle geschwätzig verkündet, der Posaunenton einer religiösen Fanfare. Man mag die theologische Weitschweifigkeit dieses hölzernen Psalms ablehnen, aber man wird zugeben müssen, daß diese Würzburger Frührenaissance die großen Ziele, die ihr Riemenschneider gesetzt, auch in solchen merkwürdigen Urkunden zur Geschichte einer religiösen Erleuchtung nicht ganz aus den Augen verloren hat.

Die italienischen Einflüsse, die in Peter Dells Schaffen zu spüren sind, gewinnen in dem Werke des Dresdners Sebastian Walther den Charakter eines deutlichen Schülerverhältnisses. Giovanni Maria Nosseni hatte, Architekt und gewiß auch Bildhauer, der italienischen Renaissance am sächsischen Hofe Eingang verschafft. Auch seine Schüler Zacharias Hegewald und Sebastian Walther