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1598 auf fünf Jahre verlängert, von denen drei in Nürnberg selbst gearbeitet werden soll.

Zu Geislingen in Württemberg hat sich dann im 18. Jahrhundert die Kunst des Elfenbeinschnitzens und -Drehens aus der Zunftverfassung, die schon im 13. Jahrhundert, als die älteste Deutschlands erwähnt wird, besonders selbständig entwickelt. Die unendliche Feinheit der Durcharbeitung bei Altärchen, Kruzifixen, Nähkästchen und dergl. soll sogar die Nürnberger Künstler angeregt und zur Bewunderung hingerissen haben. So entstanden etwa „hundert kleine Gesichter auf einem Stückchen Elfenbein von der Größe einer Muskatnuß oder hundert Kelche in einer Nuß, oder drei Kegelspiele in einem Pfefferkorn“. Ein solches Pfefferkorn, das sich auch in dem St. Georgspokal Jakob Zellers (Tafel 6 a) unter der Deckelfigur in einem Schraubbüchschen befand, ein Werk des Abraham Elias Resch, gest. 1609, kam in den Besitz des Papstes Pauls III. Wilhelm Knoll, gest. 1764, verfertigte in Elfenbein die ganze Leidensgeschichte Christi samt Ölberg, „ein Kunstwerk, das in Deutschland, der Schweiz, Italien, Holland und England zur Schau getragen, endlich sehr teuer nach England verkauft wurde“. In dieser Zeit schlossen die Geislinger Drechsler mit dem Händler Joh. Daniel Stiebel in Straßburg den sogen. „Bein-Akkord“ ab, der die Geislinger auf neun Jahre zur jährlichen Abnahme von „30000 Stück Beinern“ verpflichtete. Ähnlich wie in Geislingen wurde in Erbach die Beindreherei zu dem führenden Handwerk. Graf Franz, der Gründer der Kunstsammlungen in Schloß Erbach (gest. 1823), hat das Handwerk selbst erlernt. In der Fachschule für Elfenbeinschnitzerei hat diese Kunst, die durch mehr als ein Jahrtausend die Vorstellungskraft der Künstler ebenso befruchtet wie die Freude an der Kostbarkeit des bildhaften Naturstoffs angeregt hat, ihre letzte Pflegstätte gefunden.


ARBEITEN AUS BERNSTEIN

„Es findet sich im Bernsteine ein wahrer Abdruck der mit den schönsten und bewunderungswürdigsten Figuren spielenden Weisheit Gottes, welche von den Wirkungen des innwohnenden Geistes ihr Zeugniß ablegen, welcher sein Malwerk der Natur, in diesen durchsichtigen Stein, so künstlich anbringet… diese, nicht auf die Fläche so sehr als in der Selbstständigkeit des Steines durchzogene Malerey, ohne Pinsel und Farben zu bewundern.“