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technischen Schwierigkeiten, die virtuose Handhabung des Schneideisens und Stichels als auf die künstlerische Konzeption richtet, stammt aus der gleichen Schaffensperiode des Meisters wie das andere seit Jahrhunderten bestaunte Wunderwerk, wo er die churfürstliche Tafelrunde, fünf Personen, das Paar Christian und Hedwig selbst samt Dienerschaft, bewegliche Automaten, um einen Tisch in der Kugel ausgeschnitten hat. Auf der Kugel selbst, die ein Zifferblatt trägt, bildet die Hand eines liegenden Putto den von dem innern Uhrwerk bewegten Zeiger (E. L. 1589 bezeichnet).

Wo der Meister sich im rein Figürlichen bewegt, wie bei dem Marcus Curtius-Becher, (Tafel 8 b), ist er den Plastikern der Spätrenaissance, wie sie sich in Dresden z. B. aus der Familie Walther rekrutieren, nicht ebenbürtig. Seine Figuren sind von einer hausbackenen Aufgeregtheit, die Antike durch die Brille des kleindeutschen Handwerkers gesehn. Nur gelegentlich, wie bei der Maske auf dem Schilde des römischen Helden, zeigt sich formale Gewandtheit und so etwas wie ein vertrackter Humor. Die Rührigkeit des Meisters war jedenfalls größer als seine Phantasie. Sie erschöpfte sich, wie die Einträge des Inventars von 1595 beweisen, in seinen Zweckgebilden: 1588 kamen sieben, 1589 zwei, 1590 fünf und 1591 sieben Stück neu ein. Die komplizierte sphärische Geometrie dieser, mit wissenschaftlicher Akribie gearbeiteten Gebilde zeigt etwa folgende Beschreibung:

1 runder zugespitzter geschraubter Becher, dessen Schrauben bis in Punkt gedröhet, unden am fus 6 zugespitzte Schrauben in form eines Sterns, under demselben ein holen Dryangell, stehet uff 3 schwartzen Eibenen ablengt gedröheten Spiegelein. Der Deckel auch geschraubt biß ins Centrum, uf demselben aber zwey ausgedröhete Kugelein eines ins andre, Oben ein 6 eckigter Stern mit zugespitzten Schrauben.

Im gleichen Zeitraum erreichten Lobenigks Zunftgenossen Georg Weckhardt Lieferungen die Zahl sechsundvierzig. Dieser war ein Sohn des bayerischen Hofdrechslers Hans Wecker und seiner Frau Barbara, die noch 1578, als er schon im Dienste des sächsischen Kurfürsten stand, in der Schwabinger Gasse zu München wohnte. Er heiratete in Dresden die Marie Springinklee, die Tochter des Kammerschreibers Michael Springinklee. Außer den 78 Stücken, die er bis 1591 in die Kunstkammer lieferte, von deren drechslerischer Vorzüglichkeit der bauchig gedrehte Pokal II. 232 (Tafel 4 c), bez. G. W. 1584 eine Vorstellung gibt, hat er noch bis 1610 allerhand für den Hof gearbeitet. Damals schuldete ihm der Kurfürst – es war Christian II., der Enkel Augusts – noch 648 fl 6 Gr. Der Ruf seiner Kunstfertigkeit war so weit gedrungen, daß er, mit Genehmigung seines