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vorliegt, in seiner Dreidimensionalität das kleine Format der Wiedergabe nicht verträgt, das Gemälden, graphischen Arbeiten, ja selbst den meisten Skulpturen im Bilde genügt. Soll also eine Publikation dieser Art nicht ins Gigantische wachsen, muß Größe und Güte der Abbildung über die Norm des bei Galeriekatalogen Gewählten hinausgehen. Das bedeutet gegenüber den Tausenden von Objekten, die in unserem Falle noch immer vereinigt sind, die Beschränkung auf eine Auswahl. Man wird dem Herausgeber das Zeugnis nicht versagen, daß er bei dieser Auswahl mit aller Gewissenhaftigkeit vorgegangen ist, die nur die langjährige Vertrautheit mit dem gesamten Bestand mit sich bringen kann.

Aber er hat, wenn er nur an den bedeutendsten Punkten seiner täglichen Kunstwanderung haltmacht, auch noch einen Grund höherer Art ins Treffen zu führen. So oft auch die acht Räume im Erdgeschoß des sächsischen Königsschlosses von Laien wie von Fachleuten, ergriffenen Bewunderern der sinnlichen Reize, die hier spielen und strömen, wie klugen und erfahrenen Genießern besucht werden, kaum einmal bleibt der Gesamteindruck frei von dem Akzent der Verwirrung, ja Betäubung. Ein andres ist es um das Glück des Besitzes, das zwischen dem Werk und seinem Betrachter den Faden einer magischen Verbundenheit spinnt – ein andres um den Versuch des Nachfahren, aus dem mechanistischen Grau des modernen Alltags den Weg zu den Wunderschöpfungen einer Zeit zu finden, die das Kostbare, die Schmuckform mit ihrem Instrumentarium körperhafter, übertragener, d. h. symbolischer und allegorischer Bezüge, Vorstellungen, Deutungen, das Seltene des Werkstoffes, das Bequeme und Umständliche des praktischen Gebrauches oder das abstrakte Sein der rein mit den Sinnen selbstsüchtig und selbstbewußt zu erfassenden Schönheit gleichsam in sich trägt, mit Auge, Herz und Hand als Daseinselement versteht, fühlt, erlebt. Was aber dem Tatsächlichen erlaubt ist, muß sich der Führer, der Vermittler versagen. Unähnlich dem Schauspieldirektor muß er suchen, die Menschen zu befriedigen, nicht sie zu verwirren. Das kann er allein, wenn er die Akzente so verteilt, daß die Strophen seines bildgefundenen Lobgesanges sich dem Ohre leicht bequemen. Das will sagen: wenn es hier gelingt, das Studium auf diejenigen Stücke zu lenken, die alle Besonderheiten und Werte ihrer Gattung in mehr als gewöhnlichem Maße zeigen, wird man ein Doppeltes erreichen. Die Linien der Entwicklung, die von den Höhepunkten, durch Niederungen und leicht bewegtes Gelände wiederum aufwärts führen, werden sich