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TAFEL 17
POKAL UND KRÜGE AUS ELFENBEIN


a) Deckelpokal. – Der Fuß eine Gruppe von drei Putten, zwei Jagdhunden, erlegtem Wild und Jagdgerät. – Der Körper zeigt Diana mit ihren Nymphen auf der Jagd, dazwischen Hunde und die Beute; um die Göttin, deren Stirn der Halbmond ziert, drängen sich dreizehn Gefährtinnen. Am Rand des freiaufsitzenden Deckels vier Hirschköpfe und vier Brackenköpfe, darüber Amor als Jäger, mit Bogen, Hifthorn und Jägerhut stehend. Die Figuren tragen vielfach Schmuckstücke von emailliertem Silber, mit Steinen besetzt. – Die Fassung, silbervergoldet, flach ziseliert, ist gleichfalls mit Edelsteinen, Rubinen, Chrysoprasen und Kristallen besetzt. Ihre Ornamentik weist auf den Stil des Dresdner Goldschmieds Köhler hin.

Inventar 1725, fol. 124 … Die Fassung des Pocals ist vom Hofjuwelier Köhler.

Die Komposition der Elfenbeinteile von oder im Charakter von Ignaz Elhafen, wie besonders ein Vergleich der Diana mit der Kallisto des Reliefs im Münchner Nationalmuseum beweist (Berliner a. a. O. 432, S. 94, der das Vorbild der Gruppe bei H. Goltzius, gestochen von Saenredam, findet. Scherer, Elfenbeinplastik der Barockzeit, S. 6, I. IV).

Die Gestalt des Amor auf dem Deckel im 19. Jahrhundert erneuert.


b) Kleiner Deckelkrug. – Der Körper zeigt ein Relief von Meergottheiten, darunter eine nackte Frau auf dem Rücken eines bärtigen Hippokampen; auf dem Deckel ein flöteblasender Putto. – Die silbervergoldete Fassung, mit flachgetriebenen Blattornamenten, wohl Augsburger Arbeit.

Eine größere Wiederholung der Komposition in Braunschweig: Scherer a. a. O. Nr. 360 (229), Tafel 57, S. 113 hier als „Niederländisch, 2. Hälfte 17. Jahrhundert“ bezeichnet. Eine ähnliche Komposition mit reicher Fassung in Berlin (Volbach a. a. O. 3116, S. 82, Taf. 80) wird dort mit Unrecht in den Kreis von Faidherbe versetzt. In München (Berliner a. a. O. 874, Bl. 315/316, S. 147) auf dem Deckel ein Knabe mit einem Pfeil auf einem Delphin. Stil und Marke der Fassung weisen auf den Augsburger Meister Abraham Waremberger (s. Nr. 16), nicht, wie Volbach meint, Andreas Wickert hin; was auch mit dem Datum 1689, wo das Stück an die Kunstkammer kam, vereinbar ist.


c) Deckelkrug. – Auf dem Körper sechs weibliche Gestalten: die fünf Sinne, mit den Attributen ihres Wesens, Fernrohr, Früchten, Blume, beißende Schlange, Laute, dazu eine sechste, die einen kleinen Ambos mit einem Hammer auf der Schulter trägt. – Auf dem Deckel kauert eine weibliche Gestalt, die einen Delphin im Schoße hält.

Die Fassung, silbervergoldet, mit Auflagen von bunt emaillierten Früchteranken, mit Farbsteinen besetzt, trägt die Augsburger Beschau und die Marke Johann Heinrich Mannlichs.

Die Komposition in der Art von Leonhard Kern.