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in Sachsen angestellt waren, die einheimischen Steine zu Gefäßen zu drehen; diese waren also Steindrechsler und -Schleifer, nicht auch Edelsteinschneider und sie verarbeiteten zumeist wohl nur die weicheren Steinsorten, Serpentin, Marmor und Alabaster. Als erster wird Matthias Brändel 1580 genannt, der es verstand, Zöblitzer Serpentin zu Gefäßen zu drehen. Ihm folgten Nicolaus Ranisch (1548–1656), Michael Boßler seit 1614, Bartholomaeus Börner (1590 bis 1640), dieser dazu 1623 bestallt, sodann Hans Börner bei dem Serpentinsteinbruch in Waldheim seit 1624. An diese Steindreher haben wir also bei den im Pretiosensaal aufgestellten gedrehten Gefäßen zu denken. Nur einen Meister kennen wir, der als Edelsteinschneider bezeugt ist, Kaspar Lehmann, der 1608 dem Kurfürsten Maximilian I. von Bayern (geb. 1573, r. 1594–1651) einen Jaspisstein zum Geschenk machte, aus Dankbarkeit dafür, daß dessen Vater Kurfürst Wilhelm V. (r. 1579–1594) ihn das Steinschneiden hatte lernen lassen. In dieser Nachricht wird er als „Kurf. Sächsischer Steinschneider“ bezeichnet, er ist jedenfalls derselbe, der auch in Prag tätig war. Ob er auch für Dresden Arbeiten geliefert hat, so besonders in den härteren Steinsorten der Quarzgruppe, konnte bisher noch nicht ermittelt werden. Es hat den Anschein, daß die sächsischen kurfürstlichen Sammler davon das meiste von auswärts erhalten haben und daß sie ihr Hauptinteresse bei ihren Erwerbungen von einheimischen Meistern der hergebrachten Herstellung von Ziergefäßen auch geringerer Größe, von Pokalen und Schalen mit Muscheln, Straußeneiern und dann besonders den von Kurfürst August in Dresden eingeführten Elfenbeinschnitzereien zugewendet haben. Als Beispiele solcher kleinerer Ziergefäße sind auf Tafel 27 zwei Schalen mit Nautilusmuscheln abgebildet. Diese sind schon nicht mehr als große Pokale mit hohem Schaft und Deckel entwickelt, es bekundet sich daran vielmehr die Absicht, ein kleines offenes Ziergefäß um seiner selbst willen kunstvoll auszustatten. So wird die von einem Drachen gekrönte Muschelschale rechts auf Tafel 27 anstatt eines Schaftes von drei graziös zusammengestellten Delphinen getragen und die Wölbung der Muschel ist nach Innen mit einer geflügelten bemalten Büste verziert. Noch mehr weicht die andere Nautilusschale links auf derselben Tafel von dem überkommenen Typus ab. Sie bildet die Krone eines Baumstammes, an dem auf dem Sockel ein Holzfäller in einer Umzäunung tätig ist. Eine solche Genreszene hat schon nichts mehr gemein mit den bei großen Pokalen damals noch üblichen figürlichen Gefäßstützen. Die Muschel selbst ist aber dann an der Wölbung in grotesker