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und Namen ihres Vaters, vorn ein Schild mit dem dänischen Wappen. Das Ganze bei sauberer Ausführung doch recht anspruchslos und unscheinbar. Auf unserem in Dresden entstandenen Rundspiegel steht die Erfindung in künstlerischer Hinsicht ungleich höher, wenn auch nur Silber dazu verwendet wurde. Die Maureske der Rundscheibe erinnert daran, wie stark Vater August diese Art der Verzierung bevorzugte, mit deren Ausführung an Gefäßbeschlägen der Dresdner Silberschmied Urban Schneeweis mehrfach beauftragt war.

Die nächste Generation machte an die kostbarere Ausstattung eines solchen weiblichen Toilettegeräts ungleich höhere Ansprüche. Der auf Tafel 9, 5 abgebildete rautenförmige Spiegel in goldener Fassung enthält das Altersbildnis der Witwe des Kurfürsten Christian I., Sophie (1568–1622). Wenn wir anzunehmen haben, daß der Spiegel kaum viel früher entstanden ist, als das Bildnis, dann würde die Arbeit erst nach 1615 anzusetzen sein, das ist zu einer Zeit, in der der für den Dresdner Hof außerordentlich viel beschäftigte Goldschmied Gabriel Gipfel in Rechnungen nicht mehr vorkommt, der dann 1617 verstorben ist. Der Spiegel muß aber gar nicht von einem Dresdner Meister ausgeführt sein, er kann auch von auswärts geliefert sein. Wurde ja schon der große für die Kurfürstinwitwe hergestellte silberne Wandspiegel, der im zweiten Band behandelt ist, 1592 „von einem Lüneburger“ erworben. Ebenso hat Sophie im Jahr 1609 auf ihrem Witwensitz im Schloß zu Colditz laut den erhaltenen Rechnungen (H. St. A. Dresden, Fach 8679, Für die verw. Kurfürstin Sophie gelieferte Juwelen und Goldschmiedearbeiten betr. 1609) außer den von G. Gipfel gelieferten Schalen und Bechern, sowie ihren geschmelzten Medaillenbildnissen und neben Silberarbeiten von anderen Meistern, weitaus am meisten, nämlich über 3½tausend Gulden, an den Juwelier Cornelio von Thall (Dael) von Hanau für Juwelenarbeiten, geschmelzte Kettlein, Bauer und Bäuerin und an einen zweiten Hanauer Juwelier Isaak van Meusenhol einen geringeren Betrag bezahlt. Die Nähe von Leipzig hat sicher die Verbindung mit diesen zu den Messen mit ihren Waren kommenden Meistern herbeigeführt. Leider fehlen uns Rechnungen aus der Zeit von 1616 bis 1624. Der sächsische Hof beschränkte sich zuvor schon nicht auf Erwerbungen bei sächsischen Meistern. Kurfürst Johann Georg kaufte wiederholt von Philipp Milkau aus Frankenthal, sei es auf der Leipziger Messe oder bei der Kaiserwahl zu Frankfurt am Main. Jene aus Flandern stammenden Goldschmiede und Juweliere waren infolge der spanischen Glaubensbedrückungen ausgewandert, sie hatten sich zu Frankfurt