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mit dem Kelch. – Das kleinere Trinkgefäß auf derselben Tafel rechts hat die gleiche Form wie ein vom Glasbläser hergestelltes Weinglas und eine auf Festons beschränkte Gravierung. Die mit leichten Blumenranken ausgestochene und emaillierte Goldfassung des Mundrandes ist poliert, der Goldrand am Fuß und Knauf läßt keine besondere nationale Eigenart erkennen.

Das kleine ausgebauchte schlanke Trinkgefäß oben in der Mitte auf Tafel 14 mit eingeschliffenen von unten aufsteigenden Ranken hat dagegen am Mundrand eine nach unten in drei Bogen erweiterte polierte Goldfassung, zu der früher ein Deckel gehörte, die mit Blumenranken und dazwischen mit Tieren ausgestochen und mit durchsichtigem Email erfüllt ist, das, wo es wasserhell ist, die Gravierung der Innenformen erkennen läßt. Hiervon scheinen nach dem Inventar 1588 fünf Stück vorhanden gewesen zu sein. Diese Emaillierung stimmt nun wieder überein mit der der Goldfassung des Mundrandes an dem in deutschen Renaissanceformen entwickelten Kristallpokal rechts auf derselben Tafel, so daß man hier wohl den gleichen Hersteller erkennen darf.

Auch an unbedeutenderen Gebrauchsgeräten kam die allenthalben sich geltend machende Zierfreude der Zeit zum Ausdruck, während deren Form im wesentlichen durch den Zweck bestimmt war. Auf den Tafeln 10 u. 11 ist eine solche Auswahl zusammengestellt aus einer drei Schaukästen füllenden reichlichen Gruppe, in der einzelne Typen der Löffel, Messer und Gabeln u. dgl. bis zu einem Dutzend vertreten sind, also doch tatsächlich zur Verwendung bestimmt waren und kamen, was auch ihre Gebrauchsspuren bezeugen. Unsere Auswahl ist eine solche der am kostbarsten ausgestatteten Stücke, die wohl auch nicht zu täglicher Verwendung bestimmt waren, die aber in ihren Formen von jenen nicht oder nicht wesentlich abweichen. Bei den Löffeln war die Form zunächst durch die Natur des bearbeiteten Werkstoffes bestimmt, zu dem einheimische Steinsorten, wie Achat und Jaspis, die durch ihre farbige Musterung schon mit einem ästhetischen Reiz ausgestattet waren, verwendet wurden. Der Silberschmied, der Löffel herstellte, war in der Formgebung unabhängiger, doch gelangte er erst allmählich zu der für den Gebrauch zweckdienlichsten Form. So entfernen sich jene aus Stein zusammengefügten Löffel nicht allzu weit von denen aus Silber. Die Schale entspricht ganz der gleichzeitig in Silber gebräuchlichen Form. Bei den Stielen war bestimmend das dazu verwendete Werkgerät. Als Kurfürst August dazu ging, die im Land vorhandenen Serpentin- und Marmorbrüche und die anderen in Sachsen fündigen Steinsorten