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Uhrwerk und so kann bei ihrer Drehung der das Ganze krönende Saturn mit seinem Speer die Stunden anzeigen. Gerade dem großen Uhrenliebhaber Kurfürst August mußte ein solches Ziergerät besondere Freude machen. Auf die Verwandtschaft der auf dem Fuß sitzenden emporblickenden dürren Hunde mit denen des Anhängers auf Tafel 1, 3 wurde schon früher, S. 20, hingewiesen, der wieder mit den beiden Buchstaben-Anhängern gleichen deutschen Ursprungs ist. Deren Entstehungszeit habe ich auf S. 18 durch Vergleich mit einem auf Annas Bildnis dargestellten Anhänger in die ersten sechziger Jahre ansetzen können. Die ungefähr gleiche Entstehungszeit ist auch für die Orpheusuhr vorauszusetzen, ebenso auch ihre Herstellung durch einen deutschen Goldschmied, für die schon die auf der Unterseite der Schale mit dem Hügel, auf dem Orpheus sitzt, angebrachte deutsche Inschrift zeugt. Für beides vermag ich noch auf ein anderes Zeugnis hinzuweisen.

Über die nach Amerika verkaufte Berliner Sammlung Eugen Gutmann hat 1912 Otto von Falke einen illustrierten Katalog veröffentlicht. Darin werden auf Tafel 20 zwei Bergkristallpokale in emaillierter Goldfassung abgebildet, beide deutschen Ursprungs, von denen der eine gleichfalls eine deutsche Inschrift hat. Diese besagt, daß Herr Hugo von Schönburg-Waldenburg zu Glauchau am 5. Mai 1566 verstorben ist. An einer zweiten Stelle des Randes versichert sich der arme Sünder Gottes Gnade, wieder mit Hinzufügung der Jahreszahl 1566. Der Pokal ist also in oder bald nach diesem Jahr nach seinem Willen im Auftrag der Erben hergestellt worden und zwar, wie auch Falke nicht anders urteilen kann, von einem deutschen Goldschmied. In dem Goldemail erblickt er Verwandtschaft mit der Arbeit des Augsburger Goldschmieds David Altenstetter. Da aber dieser erst 1617 verstorben ist, kann er das Goldemail nicht mehr mit dessen Arbeit direkt in Zusammenhang bringen, und findet den Zusammenhang mit dessen Vater Andreas (gest. 1591). Hierdurch begründet er seine Bestimmung des Pokals als süddeutsche (Augsburger) Arbeit. Sein Hauptgrund hierfür ist aber inzwischen hinfällig geworden. Er sagt, daß David Altenstetter 1602 die österreichische Kaiserkrone für Rudolf II. in Wien geschaffen hat, die mit ähnlichem Email geschmückt sei. Neuerdings hat man jedoch darauf eine Bezeichnung gefunden, die den niederländischen, 1597 aus Frankfurt nach Prag berufenen Jan Vermeyen als Hersteller nennt. Damit verliert auch Falkes Zuweisung des Schönburgischen Pokals an die Augsburger Werkstätte ihre Stütze. Wir haben bisher aus unzureichender Kenntnis der