Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 3.pdf/63

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Trezzo verließ Mailand aber schon 1550. Die umfangreichste Berufung von Mailänder Edelsteinschneidern nach auswärts geschah durch König Philipp II. von Spanien. Ihm folgte Trezzo aus den Niederlanden, wo er als Medailleur und Gemmenschneider für ihn gearbeitet hatte, nach Spanien. Im Escorial wurde er später das Haupt einer ganzen Kolonie von Mailänder Edelsteinschneidern, für deren Berufung er selbst gesorgt hatte, es waren sein Neffe gleichen Namens, wohl Sohn des in Mailand gebliebenen Franzesco Trezzo, Clemente Birago, ein Fontana, Taverna, Cambiago, sowie Jacopo, Giulio und Girolamo Miseroni. Dazu kamen zwei Florentiner Goldschmiede, die in jungen Jahren, etwa 1547, schon in Florenz unter Cellini gearbeitet hatten, Domenico und Paolo Poggini. Über den Zeitpunkt ihrer Berufung und die Dauer ihres Aufenthalts in Madrid sind wir noch ohne Kenntnis, sie kamen und gingen auch nicht alle gleichzeitig. Erst 1588 berief dann Kaiser Rudolf II. den Ottavio Miseroni nach Prag, der dort bis 1623 tätig war, dem später dort sein Sohn Dionysio und sein Enkel Ferdinand Eusebius nachfolgten. Als Kameenschneider für Rudolf II. wird daneben noch Alessandro Masnago von Morigia erwähnt. An Bedeutung wurden diese aber überragt durch Paul von Vianen und durch den schon unter Kaiser Maximilian II. dort tätigen Medailleur und Wachsbossierer Antonio Abondio und seinen Sohn Alessandro.

Die in Mailand ansässig gebliebenen Kristallschneider fanden dauernde Kundschaft bei den auswärtigen Fürsten. Schon Kaiser Maximilian II. (r. 1564 bis 1576) leistete 1565, 69, und 71 Zahlungen an Gasparo Miseroni, der zuvor in Florenz gearbeitet hatte, für Kristallgläser, er bezog auch Arbeiten (nach Morigia) von dem Kristallschneider Gabriello Saracho und seinem Bruder, dem Goldschmied Giov. Antonio, ebenso sein Sohn Erzherzog Ernst (1553–95). Diese beiden Mailänder lieferten ferner Arbeiten an die Herzöge von Mantua, den Großherzog Ferdinand von Toskana, für diesen zu seiner Hochzeit 1589 viele Stücke aus Bergkristall, Achat, Chalzedon und Jaspis. Vorher im Jahr 1579 an Herzog Albrecht V. von Bayern eine Galeere und die Neptunsvase aus Kristall. Ebenso hatten die Sarachi auserwählte Stücke gearbeitet für Herzog Emanuel Philibert von Savoyen (1528–80) und dessen Sohn Carl Emanuel (r. 1580–1630). Für beide Herzöge hatte auch der Mailänder Goldschmied Giov. Battista Croce, den Morigia als den besten Juwelier und Steinkenner in Savoyen preist, viele Jahre lang gearbeitet, für den Sohn und seine Gattin Catharina, eine Tochter König Philipps II., auch als Gartenarchitekt in Turin.