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Georg I. aus Prag hierher gelangten, sondern daß sie lange zuvor hier schon vorhanden waren und auch noch vor der Zeit, als Kaiser Rudolf II. in Prag italienische Steinschneider für sich arbeiten ließ.

Es sind rund sechzig Gegenstände aus Bergkristall, davon vierzig größere, die in jenem Schrank, neben solchen aus Perlmutter und vielen kleineren, meist Kleinoden, Sanduhren, Löffeln und Gabeln, aufbewahrt wurden. Drei davon werden als alte oder altväterische Gläser oder Becher mit silbervergoldetem Fuß beschrieben, zwei davon sind als noch vorhanden zu erkennen. Alle drei waren offenbar alter ererbter Besitz in gotischer Fassung. Die einfache Becherform der Gefäße läßt auch voraussetzen, daß diese Kristalle in Deutschland zugeschliffen worden waren. Ein viertes solches „gleich langes kristallenes Glas“ hat jedoch Goldfassung, ist mit Rubinen und Smaragden besetzt und hat auf dem Deckel einen weiß und blau geschmelzten Mann. Jedenfalls der Pokal auf Tafel 14, dessen Bergkristallkelch, samt den Schalen des Fußes und Deckels, ebenso in Deutschland hergestellt werden konnte. Das gleiche gilt von den beiden Halbkugeln aus Kristall, die eine in Goldemail ausgeführte Gruppe von Orpheus mit den Tieren umschließen, ebenso auch von der Schale des goldenen Fußes und der kleinen Kugel mit dem Uhrwerk an diesem Stück. Diese Orpheusuhr ist auf Tafel 13 abgebildet, sie ist ebenso wie jener Pokal mit Juwelen besetzt und beide Stücke stimmen vielfach so überein, daß sie sicher demselben Urheber zuzuschreiben sind. Dieser war ein deutscher Goldschmied. Bei fast allen übrigen größeren Kristallgefäßen ist hinzugefügt, daß sie mit goldenen Reifen beschlagen sind, davon einige mit Juwelen besetzt, und einer schwarz geätzt ist. In dieser Beschreibung ist auch unverkennbar die große Flasche auf Tafel 17 aufgeführt, ferner der hohe schlanke mit Granatschalen besetzte Deckelbecher auf Tafel 20, der bauchige, nach oben spitzig zulaufende Deckelbecher auf Tafel 14, die Gießkanne auf Tafel 23 und die beiden Schalen auf Tafel 21. Aus der Beschreibung ist unschwer zu erkennen, daß diese Stücke zu der Gruppe der schönsten Bergkristallgefäße des Grünen Gewölbes gehören, von denen ich seit 1924 feststellen konnte, daß sie in Mailand hergestellt sind. Die wichtigsten Nachrichten über diese sind noch zur Zeit ihrer Blüte in dem fünften Buch von Morigia, Nobiltà di Milano, 1595 verbreitet worden.

Der Zeitpunkt, vor dem jene Bergkristallarbeiten entstanden sein müssen, ist also spätestens bestimmt durch ihre Aufzählung in dem Inventar der Dresdner Schatzkammer von 1588. Für einige von ihnen, wenn nicht für alle darin