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Gewandung stehenden allegorischen Frauengestalten von Friede und Gerechtigkeit noch engen Zusammenhang mit den figuralen Kompositionen der Kleinode. Die beiden seitlichen Ranken seines Zwischenglieds haben sogar mit ihrem eingeschwungenen Mittelstück stilistische Verwandtschaft mit den oberen Ranken des Kleinods mit der Weisheit und Einfalt auf Tafel 2, 4 und 3, 7 und durch dieses Stück auch mit dem Kleinod der Caritas auf Tafel 4, 1. Wir werden also wohl nicht fehlgehen, wenn wir diese drei hochovalen Gesellschaftsstücke und frageweise die beiden Kleinode dem Gabriel Gipfel zuschreiben. Immerhin verrät auch das Kleinod mit der Weisheit und Einfalt auf Tafel 2, 4 in den Figuren noch die Nähe des H. Kramer, und dem Kleinod der Caritas auf Tafel 4, 1 steht der ovale Anhänger der 1594 gegründeten Gesellschaft der brüderlichen Liebe auf Tafel 4, 2 in den Figuren nicht allzu fern. Wir wissen daß H. Kramer noch 1604 gelebt hat, es ist also möglich, daß G. Gipfel mit ihm in Verbindung stand. Die für den Anhänger Christians II. hergestellte Kette auf Tafel 7, 2 mit ihren Wappen- und Monogramm-Gliedern hat die gleiche Stilisierung wie das Kleinod selbst, ist also gleicher Erfindung und Ausführung. Die Devisen vorn und hinten bekunden die Kaisertreue des Kurfürsten, die dieser um so aufrichtiger bezeugen konnte, als er mit Kaiser Rudolf II. durch wiederholten Aufenthalt in Prag befreundet war. Diese Treue bekundete er zuletzt noch durch eine zu der Gesellschaft 1611 gestiftete Kette (im Stadtmuseum), deren Schließe in Email das kleine Sächsische Wappen auf der Brust des kaiserlichen Doppeladlers zeigt. Das Gesellschaftsstück von Kurfürst Johann Georg I. (r. 1611–56) Tafel 6, 6, bekundet ebenso das gleiche Bekenntnis zum Kaiser. Hier zeigt das Stück den Kaiseradler mit dem Herzschild des kleinen Sächsischen Wappens und die der Umrahmung der Gesellschaft der brüderlichen Liebe von 1694 nachgebildete Einfassung enthält noch schärfer formulierte Devisen, vorn: sub umbra alarum tuarum 1611, hinten: prius mori quam fidem fallere, die zweifellos im Hinblick auf die politischen Spaltungen im Reich gewählt waren; später schlug er sich aber doch 1631 bis 1634 auf die Seite der protestantischen Gegner des Kaisers und rückte nach der Schlacht bei Breitenfeld 1631 mit den Siegern in Prag ein. Es ist dies das letzte Sächsische Gesellschaftsstück; das Elend des Dreißigjährigen Krieges scheint diese fürstliche Mode fortgeschwemmt zu haben. Wir haben noch im Hauptstaatsarchiv die Liste seiner vier Empfänger auf dem Kurfürstentag zu Nürnberg 1611 und der 22 Empfänger auf dem Wahl- und Krönungstag zu Frankfurt 1612, nur