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dargestellt und hier die Gerechtigkeit mit Schwert, auf dem runden aber sitzend und dieselbe Figur mit Wage, jedesmal als Gruppe glücklich in das verschiedene Feld eingepaßt. Der ovale Anhänger (Tafel 4, 2) aus dem Grünen Gewölbe hat mit seiner Rautenkranzumrahmung große Anmut und leichte zierliche Form. Der runde Anhänger derselben Gesellschaft im Stadtmuseum, Tafel 6, 3 hat einen breiteren Schriftrahmen in den Achsen von Ranken umspielt und ist in der Reliefbehandlung der sitzenden Frauen nicht so glücklich gewesen. Die gekreuzten Beine und die vorstehenden Kniee mit der vordringlichen Symmetrie der Stellung lassen die Freiheit der Bewegung der stehenden figürlichen Darstellung vermissen, Vorder- und Rückseite haben die gleiche Gruppe und Umschrift. Wie hier die Gewandung mit dem Punzen durch Punktierung gerauht und das Blattwerk durch parallele Striche belebt ist, das läßt die gleiche Hand eher des Silberschmieds als des Goldschmieds erkennen, die auch den querovalen Anhänger der Jägergesellschaft des Kurfürsten Christian II. im Stadtmuseum ausgeführt hat, Tafel 6, 4. Neben den vielen Goldschmiedewerken, die der Dresdner Goldschmied Gabriel Gipfel für diesen Fürsten und seine beiden Brüder nach Ausweis seiner im Hauptstaatsarchiv zu Dresden aus den Jahren 1604–15 (Fach 8703) erhaltenen Rechnungen geliefert hat, sind zwischen 1607 und 1610 nur einige wenige solcher Jägergesellschaften aufgeführt. Dagegen hat Gabriel Gipfel nach Ausweis dieser Rechnungen während der Regierung des Kurfürsten Christian II. von 1601–11 eine größere Anzahl von dessen Gesellschaftsstück mit dem Wappen und Kurhut auf Tafel 7, 2 und später auch für dessen Bruder Kurfürst Johann Georg I. (r. 1611–56) an dem Gesellschaftsstück mit dem Kaiseradler auf Tafel 6, 6 geliefert. Diese beiden Anhänger stehen aber dem hochovalen Gesellschaftsstück der brüderlichen Liebe von 1594 ungleich näher, als dem Jägergesellschaftsstück auf Tafel 6, 4. Die Jägergesellschaft hat ein oberes kleineres Medaillon, an welches das untere größere wie jenes querovale Medaillon mittels eines Jagdhorns an drei Ketten aufgehängt ist. Beide Medaillons haben zwar ebenso wie jene im Feld durchbrochene emaillierte Reliefbilder, aber einfache derbe Umrahmung und ebenso sind auch die Szenen im Feld in breiter derber Ziselierung ausgeführt, wobei besonders der Waldboden und die Bäume durch ihre primitive Wiedergabe auffallen. Dafür sind jedoch die figürlichen Darstellungen selbst, oben der Jäger mit dem vordrängenden Hund, unten der fliehende vom Hund angefallene Hirsch, von lebendigster Realistik erfüllt, der gegenüber die beiden