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auch unruhiger wurde. Im Grünen Gewölbe ist diese Richtung fortgeführt an den zwei als Gegenstücken entstandenen mit Demanttafelsteinen ausgefaßten geharnischten Kriegern (VI, 7 d u. e), ferner an dem auf einen Sockel gestellten Anhänger der die Laute spielenden Frau auf einem schreitenden Hirsch auf Tafel 8, 2, sowie an dem Ritter auf schreitendem Schimmel, der den Deckel einer Amethystschale auf Tafel 30 krönt, sowie an den Wappentieren der Schale aus edlem Serpentin der Magdalene Sibylle (1617–68), Tochter des Kurfürsten Johann Georg I., die, seit 1647 Witwe des Erbprinzen Christian von Dänemark, sich 1652 mit Herzog Wilhelm II. von Sachsen-Altenburg wiedervermählte. Die Schale, die mit dem Monogramm der Prinzessin die Jahreszahl 1651 trägt, mag in Dänemark entstanden sein, worauf alle ihre Wappentiere hinweisen (Tafel 31).

Dieser Gruppe sind noch zwei Kleinode anzureihen, die den künstlerisch wertvollsten Stücken der deutschen Renaissance nahekommen: St. Georg auf Tafel 1, 4 und der Erzengel Michael auf Tafel 8, 5, beide im Kampf mit dem Drachen. Bei beiden fehlt eine Rückwand, das letztere scheint trotz der vollen Körperlichkeit eine solche gehabt zu haben. Die Gruppe des St. Georg hat noch eine Fußplatte, die wieder vorn mit einer Reihe von Demanttafelsteinen ausgestattet ist und von einer mit einem Rubin und Perlen gezierten Konsole getragen wird. Auf diesem Podium erhält der blauemaillierte Drache auf einem über ihm sich bäumenden Schimmel von dem Ritter den tödlichen Lanzenstich. Alle Figuren sind in der Bewegung aufs lebendigste erfaßt und in glücklichst abgewogener Komposition vereinigt. Dem Leib des Drachen ist ein mugelig geschliffener Rubin eingefügt, der nicht wie bei dem Hirsch auf Tafel 8, 3 als fremde Zutat, sondern als blutender Teil des Körpers erscheint. Ebenso ist der Demantschmuck des Pferdes auf das Zaumzeug beschränkt. So prächtig der Ritter in seiner antiken Rüstung schon zur Geltung gebracht ist, man wird dabei wohl bemerken, wie vorzüglich die Körperbildung des Schimmels behandelt ist. Man vergleiche die naturnahe Bildung des Kopfes und der Beine mit der flaueren Ausführung des Schimmels in dem Kleinod des Ritters Georg von Melchior Dinglinger auf Tafel 8, 4. Wenn das Kunstwerk, wie es mir scheint, von Hieronymus Kramer ausgeführt ist, dann hat er damit den Gipfel seiner Leistungen erreicht. Keineswegs aber steht dieses Stück in Zusammenhang mit dem 1669 an Kurfürst Johann Georg II. verliehenen Hosenbandorden.