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ist sodann noch ein mit einem Katzenauge geschmückter Ring aus dem Besitz Philipp Melanchthons, sowie ein Ring Dr. Martin Luthers mit seinem in Karneol geschnittenen Wappen, mit dem er auch Briefe gesiegelt hat, ein Geschenk des Kurprinzen Johann Friedrich des Großmütigen. Ein Enkel Luthers schenkte diesen Ring dem Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen.

Erst 1886 gelangte der Anhänger in Form eines ovalen Medaillons in das Grüne Gewölbe. Das Stück scheint um die Mitte des 17. Jahrhunderts entstanden. Die Kapsel hat eine silbervergoldete kordierte Rahmung und beiderseits eine hintermalte Glasplatte, darauf vorn ein jugendliches männliches Brustbildnis in breiter Blumenumrahmung, hinten ein Opfer Isaaks nach Rembrandt. Die Umschrift vorn lautet „Sanctus Seigneur Francois de Ponbriant 1519“. Da in diesem Jahr der in Frankreich verstorbene Stifter des Pauliner-Bettelordens, Franz de Paola (1416–1507), heilig gesprochen wurde, so scheint das Bildnis diesen vorstellen zu sollen, Tafel 3, 4 und 5. – Die gegen Ende des 16. Jahrhunderts in Aufnahme gekommene und jahrzehntelang besonders für Medaillen beliebte ovale Form hat auch das durch Feinheit der Arbeit, sowohl des Uhrwerks wie der goldnen Umrahmung, ausgezeichnete Halsührchen auf Tafel 3, 6, dessen im Zusammenhang mit den frühesten, zuerst als Anhänger getragenen Kleinuhren schon im zweiten Band S. 61 gedacht wurde.

Auch bei den Kleinoden des 16. Jahrhunderts, die als Anhänger auf der Brust getragen wurden, bemerken wir seit den achtziger Jahren eine bei der jüngeren Generation aufkommende neue Geschmacksrichtung. Diese bevorzugte bei den repräsentativeren Stücken anstatt einzelner Figuren mehrfigurige Kompositionen, die zumeist der antiken Mythologie ihre Stoffe entlehnten, die zugleich Gelegenheit bot, ganz oder halb entkleidete Personen vorzustellen, die häufig als allegorische Gestalten die in der menschlichen Gemeinschaft zu übenden Tugenden veranschaulichen. Einen besonderen Anreiz zu deren weiteren Entwicklung bildeten die von den Fürsten gegründeten Ordensgesellschaften und die von ihnen bei Besuchen oder anderen festlichen Gelegenheiten verliehenen Gesellschaftsstücke, wodurch zugleich auch den Herren Anlaß gegeben war, solche Kleinodien zu tragen, die vorher nur als Schmuck der Frauen gedient hatten. Katholische Fürsten, denen die seltene Auszeichnung zuteil wurde, in den 1429 gestifteten Orden des goldenen Vließes aufgenommen zu werden, trugen die um die Schultern gehängte breite Ordenskette mit dem auf der Brust hängenden Widderfell, wie noch Herzog Georg der Bärtige