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wozu je eine große Hängeperle, wie damals üblich, den Farbenreiz und den materiellen Wert erhöhte, muß schon so hoch gewesen sein, daß zur Erwerbung nur ein fürstliches Vermögen in Betracht kommen konnte. Daß das Stück mit doppeltem A unter einer Krone auf gut Glück ohne Auftrag entstanden wäre, läßt sich darum nicht annehmen, denn unter den Hochgestellten seiner Zeit war doch für ein Ehepaar mit gleichen Anfangsbuchstaben des Namens nur die geringste Auswahl. Die Steine zu der Krone, wie insbesondere für die Buchstaben mußten mit ihrem Tafelschliff deren Form angepaßt werden, waren also unmöglich in Vorrat vorhanden, sondern mußten erst bei dem Diamantschleifer bestellt werden. Die größten Diamantschleifereien bestanden damals in Lissabon und Antwerpen, doch gab es solche auch schon in deutschen Städten. Hierin spricht also auch nichts gegen deutschen Ursprung.

Der Fall scheint nur dadurch weniger klar, daß von dem Kleinod mit einfachem A ein in der Vorderseite vollständig übereinstimmendes zweites Stück vorhanden war, das in dem Werk von Przedziecki und Rastawiečki, Monuments ... de Pologne I 1853–55 Tafel Oo farbig abgebildet ist, ebenso wie dessen Rückseite, die aber anstatt unserer Groteske eine Maureske in Email aufweist. Dort wird angegeben, das Stück sei aus Polen in Pariser Privatbesitz gelangt und, da man einen Namen brauchte, dem es in Polen gehört haben könnte, wurde es als für Anna von Österreich, die Gemahlin von König Sigismund III. von Polen (geb. 1566, r. 1587–1632), hergestellt angesehen. Dem steht entgegen, daß die beiden Dresdner Stücke gleichzeitig und jedenfalls früher entstanden sind und daß zugleich mit dem Kleinod mit dem einfachen A ein solches mit doppeltem A hergestellt wurde, also für ein Ehepaar mit gleichem Anfang des Vornamens bestimmt war. Im Historischen Museum zu Dresden befindet sich das lebensgroße Bildnis der Kurfürstin Anna von Lukas Cranach d. J. aus dem Jahr 1564 (W. B. Tafel 30). Darauf ist diese auf das reichste mit dem kostbarsten Geschmeide aller Art geschmückt. Von den drei Anhängern, die sie untereinander auf der Brust trägt, hat der unterste größte eine Krone, die von zwei seitlich auf Juwelen sitzenden emaillierten Knaben gehalten wird, ähnlich wie bei dem Kleinod mit doppeltem A. Jenes größere Kleinod ist also darin eine Variante desselben Motivs und muß den gleichen Urheber gehabt haben. Alle diese Kleinode werden nicht unter den Stücken aufgezählt, die ihre Trägerin aus Dänemark mitgebracht hat. Doch wird dort ein anderes Stück erwähnt, in dessen Juwelen ein mit Demanten ausgefaßtes A