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noch Ringe mit Juwelen in Karmoisierung, d. h. den größern Mittelstein umrahmt von einem Reifen kleinerer Steine. Seine ganze Jahresrechnung hierfür betrug 9525 Gulden. Vorher hatte er dem Kurfürsten 1583 auf der Augustusburg gegen 150 mit Edelsteinen geschmückte Ringe geliefert und Kleinode für jene Ringrennen mit Juwelen in Form eines Lindwurms, zweier Sackpfeifen, eines Rehes, eines nackten Weibleins, einer Schildkröte, eines Pfauen. Andere Ringe und ein Kleinod in Gestalt eines Löwen hatte der Kurfürst 1584 zu geringeren Beträgen auf dem Leipziger Ostermarkt gekauft, außerdem hatte er zu Geschenken bei jener Verlobung noch goldne Kontrafette herstellen lassen, die meist in emaillierten Goldrahmen an einer Kette von den Herren auf der Brust getragen wurden, während wir die kostbareren Kleinode fast ausschließlich von den Frauen getragen sehen. Die Bildnismedaillen waren zweifellos Werke von Tobias Wolf.

Aus diesen in Kürze wiedergegebenen urkundlichen Nachrichten läßt sich erkennen, wie stark unter Kurfürst August von Sachsen die Vorliebe für goldnes Geschmeide zugenommen hatte und daß für dessen Herstellung in Dresden neben den gelernten Silberschmieden ein Juwelier in Anspruch genommen wurde, der nicht mehr nur Edelsteine und Perlen für die Schmuckstücke zu verwenden hatte, sondern zu ihrer künstlerischen Veredelung der Moderichtung der Zeit folgend auch Figürchen von Menschen und Tieren, die stets mit Email überzogen waren, als Mittelstücke solcher Kleinode ausgeführt hat. Da die wenigen urkundlich bestätigten Stücke aus dieser Zeit jedoch nur als Vorrat zu gelegentlichen Geschenken oder Preisen bestimmt waren, so erklärt es sich, daß ein größerer Aufwand von Steinen damit nicht verbunden war, auch daß die figürlichen Motive einfach waren.

Das Programm für solche Kleinode sehen wir allerdings schon 1582 in dem Verzeichnis alles dessen, was Sophia, die Tochter des Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg (geb. 1525, r. 1571–98) ihrem Gatten Herzog Christian v. Sachsen 1582 mit in die Ehe gebracht, stark erweitert. Bevor wir uns diesen unter dem Wandel der Mode entstandenen Kleinoden zuwenden, seien zunächst die Werke betrachtet, die noch der Periode der Mutter Anna angehören.

Zu den reinen Juwelenstücken der frühesten Kleinode kommen zunächst figürliche Motive, Masken, Köpfe, Büsten, Kinder, Genien nur als rein dekoratives Beiwerk, sei es als Krönung oder als Abschluß, oder zur Flankierung des Mittelteils, zwischen oder an den Ranken der Einfassung, wie wir dies schon