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rechts sagt er ausdrücklich, er habe dieses Werk erfunden, aufgerichtet und ausgeziert im Jahr 1731. Ganz vollendet mag es bei seinem Ableben im Anfang März dieses Jahres noch nicht gewesen sein, wie wir aus den vorher erwähnten Angaben seines Sohnes Johann Friedrich schließen müssen, sowie auch daraus, daß es der erst 1733 verstorbene August der Starke noch nicht erworben oder bezahlt hat. Dies geschah erst im Jahr 1738. So viel Mühen und Nachdenken Melchior Dinglinger es sich auch mag haben kosten lassen, er vermochte doch nicht, damit eine lebendige oder auch nur verständliche Anschauung der ohnehin verworrenen altägyptischen polytheistischen Vorstellungen zu geben, es wäre darum ein völlig unfruchtbares Bemühen, in die Einzelheiten seiner Darstellungen und deren Deutungen eindringen zu wollen. Das verfehlte Werk ist aber ein Zeugnis dafür, wie stark die gelehrten Abhandlungen über fremde Kulturen und die Veröffentlichung ihrer Denkmäler auch auf die europäische Kunst einzuwirken vermochten. Dafür ist Dinglingers „Tempel des Apis“ durchaus kein alleinstehendes Beispiel. Gerade die ägyptischen Denkmäler haben wiederholt solche Einwirkungen ausgeübt, ganz zu schweigen von denen des alten Griechenland und Rom. Es sei nur erinnert an den Radierer Giovanni Battista Piranesi (1720–1778), der neben seinen ausgezeichneten Bildern von den altrömischen Ruinen, die über seine künstlerische Bedeutung keinen Zweifel lassen, einen ganzen Band mit Entwürfen zu Kaminen veröffentlicht hat, mit denen ägyptische Motive in absonderlichster Weise verbunden sind. Kaum viel glücklicher, wenn auch weniger durch mystische Vorstellungen dazu verführt, waren die französischen Architekten Charles Percier (1764 bis 1838) und Pierre François Fontaine (1762–1853), die nach den wissenschaftlichen Ergebnissen des ägyptischen Feldzugs Bonapartes (1798/1799) Entwürfe zu ganzen Innenarchitekturen und Wohnungseinrichtungen in ägyptischen Motiven verbreiteten und damit sogar stilbildenden Einfluß gewannen.

Diese Übersicht über die auf den Tafeln dieses Bandes enthaltenen Abbildungen nach den besten Werken der Goldschmiede- und Steinschneidekunst des Grünen Gewölbes sei nicht geschlossen, ohne auch auf die Ausstattung des Raumes hinzuweisen, in dem August der Starke neben seinen Juwelengarnituren die Kabinettstücke Dinglingers hat aufstellen lassen. Auf den Tafeln 44 und 59 sind Teile hiervon mit aufgenommen. Dieses Juwelenzimmer hat von allen Räumen des Grünen Gewölbes die kostbarste und künstlerisch vollkommenste