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allein bestanden. Doch für sich allein betrachtet ist dieses Hauptstück der Gruppe gedanklich und kompositionell glücklich durchgeführt und allenthalben bis ins kleinste mit größter Liebe ausgestaltet. Das alles aber eigenhändig und allein fertigzustellen, dazu mochte für den hinreichend beschäftigten Meister keine Veranlassung gewesen sein. Während dieser Arbeit schon mußte ihn die Erfindung und Komposition der beiden hinzukommenden Kabinettstücke in Anspruch nehmen. Daneben war er aber auch schon mit der Komposition noch anderer nicht minder großer und umfangreicher Kabinettstücke beschäftigt. Das im Jahr 1731 vollendete größte aller seiner Kabinettstücke, „Der Tempel des Apis“ auf Tafel 59, ist ein Werk, das eine mehrjährige Arbeit voraussetzt, daneben entstand sein mit vielen Einzelheiten ausgestatteter „Parnassus chymicus“, der, nach Braunschweig geliefert, dort zwischen 1795 und 1798 aus Geldmangel verkauft und seitdem verschollen ist, von dem nur noch eine genaue Beschreibung und Deutung in Dinglingers Art uns eine Vorstellung verschafft, abgedruckt im „Diöcesan-Archiv von Schwaben“, Ravensburg und Stuttgart, 1906. Außerdem erfahren wir aus einer urkundlich erhaltenen Eingabe von Johann Friedrich Dinglinger, dem Sohn Melchiors (1702–1767), an den Grafen Brühl vom Jahr 1749 noch von zwei anderen Kabinettstücken, die noch August der Starke bestellt hatte und die halbvollendet später von seinem Nachfolger abbestellt wurden, die nun der Sohn noch fertig machen wollte.

Alles dies gab also Melchior Dinglinger hinreichend Veranlassung, zur Ausführung des von ihm erfundenen Kabinettstücks noch Hilfskräfte zu verwenden, und was konnte ihm später näher liegen, als daß er seinen Bruder Georg Christoph (1668 bis nach 1728), der ja auch schon früher ihm als Goldschmied geholfen hatte, hierzu heranzog. Bisher haben wir keine Kunde über Arbeiten, die dieser selbständig ausgeführt und an August d. St. verkauft hätte, er scheint auch nicht zum Hofgoldschmied ernannt worden zu sein. Doch aber muß er, der schon 1692 in Dresden mit seinem Bruder gearbeitet hatte, mit seinen Arbeiten Erfolge erzielt haben. Denn im Jahr 1716 kaufte er das Eckhaus am Jüdenhof, das von M. D. Pöppelmann, dem Schöpfer des Zwingers erbaut wurde, das heute noch als eine Zierde der Stadt erhalten ist, für 7000 Taler. Melchior hatte sein Haus in der Frauenstraße schon 1697 für nur 4000 Taler gekauft, 1718 dazu noch das Nachbarhaus für 2500 Taler, in dem er seinen Bruder, den Emailmaler Georg Friedrich und dessen Familie bis 1721