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für die Erwerbung solcher ungewöhnlicher Steinplatten gewonnen worden. In dem Verzeichnis der damals von ihm am 9. Februar besichtigten, teils schon fertigen Ziergegenstände, teils noch nicht zu solchen verwendeten Stein-Schalen und -Platten sind auch vier große Sardonyxplatten und zwei kleinere Platten aufgeführt, darunter allem Anschein nach auch die auf S. 100 von mir erwähnten, in einzigartigem Naturspiel mit regelmäßigen helleren ovalen Reifen gemusterten polierten Platten, die von Dinglinger zu einem Pferdebrustschmuck verarbeitet wurden. Da sich Dinglinger selbst als ersten Steinschneider bezeichnet (s. S. 148), so entnehme ich daraus, daß er auch die ovale Sardonyxplatte mit dem Triumph des Bacchus, ebenso die später verarbeitete, noch größere Sardonyxplatte zum „Tempel des Apis“ auf Tafel 59 selbst zu Kameen geschnitten hat. Sein Genius und sein Fürst drängten ihn gleichermaßen dazu, sich immer größere Aufgaben zu stellen, davon zeugen außer den letzten Kabinettstücken auch seine in Eisen geschnittene Vase (V, 433) und die beiden Vasen aus „Pappenheimer Marmor“ (V, 136 und 141), abgebildet im 4. Band, so läßt sich auch bei diesen beiden größten Kameen nicht an einen anderen Urheber denken. Für die beiden anderen Kabinettstücke dieser Gruppe mögen nun nicht ebenso große Achatplatten zu haben gewesen sein, oder Melchior mag auch durch die Herstellung der Sockelfiguren aus Kalkstein dazu veranlaßt worden sein, dieses müheloser und weniger zeitraubend zu bearbeitende Material zu den Gegenstücken der Sardonyxplatte des Hauptstücks zu wählen, das er ja auch sonst noch verwendet hat, am frühesten anscheinend an den drei Sphinxen, die den Obeliscus Augustalis zu tragen haben.

Den Anlaß zu der Herstellung der drei Kabinettstücke scheint das Vorhandensein der großen Sardonyxplatte gegeben zu haben. Es muß dabei zunächst von vornherein gar nicht die Absicht bestanden haben, dem mit dieser Platte ausgestatteten Kabinettstück noch zwei weitere als Ergänzung hinzuzufügen und alle drei durch einen gemeinsamen Gedankengang zu verbinden, denn dieser Gedankengang ist nicht allzu folgerichtig durchgeführt, nur das erste und zweite Stück haben mancherlei Berührungspunkte miteinander. Doch ließ sich darin kaum eine andere Wahl treffen, nachdem der Bacchustriumph entstanden war. Die später der ganzen Gruppe gegebene Erklärung Dinglingers ist allzu künstlich, des Lebens höchste Freuden haben auch für eine Natur wie die Augusts des Starken nicht in Bacchusopfern und karnevalistischen Vergnügungen