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aus dem roten Böttger-Porzellan aufstellen ließ. Daß er solche Stücke den Werken der Goldschmiedekunst und der Steinschneidekunst als völlig gleichwertig erachtete, das hat er dadurch bekundet, daß er auch noch zwei größere, polierte und mit plastischen Motiven in mattem Ton geschnittene Ziergefäße in Pilgerflaschenform im Grünen Gewölbe aufstellen ließ (V 437. 438).

Nicht minder stolz war August der Starke darauf, daß er seinen Hofgoldschmied Melchior Dinglinger für sein Land zu gewinnen und darin festzuhalten vermocht hatte, der, wie die Curiosa Saxonica nach seinem Tod am 31. März 1731 erklären, „gewiß ein Künstler gewesen, der seinesgleichen nicht gehabt, den Kaiser und Könige geehret, Fürsten geliebet, das Land gepriesen, die Stadt bewundert, eine Zier unserer Zeiten, ein Wunder der Nachwelt“. Man wird heute gewiß nicht allenthalben in ein solches Loblied einstimmen wollen, doch wird man die Originalität seiner Kompositionen, seine immer neue Erfindungskraft, die Sorgfalt der Arbeit bis ins kleinste, den Reichtum der Mittel der Ausführung und die souveräne Herrschaft über jede nur mögliche Technik seines Kunsthandwerks anerkennen müssen. Am fesselndsten kommt dies zum Ausdruck an den kleinen Nippesstücken und Galanteriegegenständen, wie wir dies schon an dem Kaffeezeug und dem Hofhalt des Großmoguls wahrnehmen konnten. An dem Obeliscus Augustalis wäre der ganze Umfang der Kunstfertigkeit Dinglingers und damit dessen, was unter Augusts des Starken Herrschaft im Land geleistet werden konnte, nicht vollständig zur Erscheinung gekommen, wenn er nicht daran auch noch mit einigen derartigen kleineren Erzeugnissen hätte paradieren können. Das scheint mir der Grund für deren Aufstellung gewesen zu sein.

Da sind zunächst die beiden gleichartigen hohen schlanken Kannen aus hellgrauem Nephrit, die auf dem Sockel des Unterbaues stehen, und von denen eine auf Tafel 45 abgebildet ist. Sie haben goldene, z. T. hellblau emaillierte Fassung und diese ist überaus glücklich in Form und Farbe mit dem Steinkörper zur Einheit verbunden, indem kordierte Golddrähte in den Rinnen des kannelierten Körpers die obere mit der unteren Fassung zusammenhalten. Das Blitzen der dem Nephrit inkrustierten Diamanten und das leuchtende Rot der Rubine trägt noch mehr dazu bei, hierzu kommt noch der Besatz der emaillierten Fassung mit Diamanten. Vorzüglich geglückt ist es, der gestrafften Form des Steinkörpers durch den Fuß, den Hals und den Henkel die graziöseste Eleganz zu verleihen. Darin steckt ein hochentwickeltes feines Stilgefühl. –