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entwickelt. Dinglinger erstrebt darin, ganz im Gegensatz zu seinen früheren Arbeiten, Monumentalität im kleinen und diese hat er auch erreicht, wenn auch der Unterbau etwas reichlich mit geschnittenen Steinen besetzt ist. Das Denkmal ist vor einer Spiegelwand errichtet und war darauf berechnet, daß sein Spiegelbild die andere Hälfte des Werkes ergänzen werde. Auf der Abbildung ist wegen des durch die Spiegelwand zugleich sichtbar werdenden Raumes und der darin stehenden Gegenstände der Spiegel-Hintergrund verhängt zu sehen. Das Programm für die Ausstattung des Obelisken war beherrscht durch seine Bestimmung zu einem Denkmal Augusts des Starken. Dessen grau in grau auf einem Emailmedaillon gemaltes Brustbildnis auf einem in allen Techniken der Goldschmiedekunst hergestellten, reich geschmückten Schild sitzt vorn auf der Attika des Unterbaues. Die beiden Seitenwände des Obelisken sind bis zu dem anstatt einer Spitze von einer Vase gekrönten Kapitäl mit ovalen Gemmen besetzt, deren Größe den sich verengenden Flächen des Obelisken entsprechend nach oben zu abnimmt. Diese sind wohl alle von einer Hand ausgeführt, ebenso wie auch die kleineren zur Verzierung dazwischen angebrachten geschnittenen Steine. Die Köpfe haben keinen selbständigen Bildniswert und alle diese Steine sind einer genaueren Würdigung durch ihren zu hohen Standort entzogen. Neben diesen den Obelisken selbst schmückenden Gemmen sind nur noch einmal an dem Denkmal Gemmen verwendet, und zwar auf den Eckfeldern des Unterbaues beiderseits des Emailbildnisses Augusts des Starken, auf denen in Karneol die Köpfe von Perikles und Aspasia eingeschnitten sind, zweifellos zur Erinnerung an die Kunstblüte des Altertums, die unter August neu erstanden ist. Sonst ist der ganze Unterbau nur noch mit Kameen ausgestattet und außerdem sind noch Büsten dreimal an den Eckfeldern und zweimal am Obelisk selbst angebracht, teils in Rundnischen, teils auf die Rahmen der Kameen aufgesetzt. Unter den Kameen ist der größte vorn am Sockel des Unterbaues unter dem Emailbildnis ein hochgewölbter runder Karneol mit den Köpfen von Hektor und Andromache und ihrem Söhnchen Astyanax. Da in diesen Personen ein Zusammenhang mit dem Programm des Denkmals nicht erkennbar ist, so mag das Stück schon vorher im Besitz des Fürsten gewesen sein und dies die äußere Veranlassung zu seiner Verwendung gebildet haben. Das gleiche war sicher der Fall bei den kleineren Kameen, die die vordere Kante des Obelisken an der Mitte und in Gruppen den Kelch, sowie dessen Sockel über den beiden Sphinxen