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sowohl wie in seiner maßvollen Verzierung abweicht. Der Aufbau ist rein architektonisch gegliedert und ungleich geringer von barockem Geist erfüllt, als etwa der Sockel der Venusschale von Gottfried Döring auf Tafel 52. Das Werk ist, was es sein soll, ein Denkmal im kleinen. Die ganze Entwicklung dieser Kabinettstücke drängte darauf hin, wir beobachten die gleiche Entwicklung auch in der Porzellanplastik Kaendlers.

Wir sehen an diesem Stück, daß August der Starke an einem von ihm erworbenen Kameo sich nicht bloß um dessentwillen erfreuen wollte, sondern daß es ihm dazu dienen sollte, durch die Kunstfertigkeit Dinglingers dazu zurechtgemacht, in seiner Sammlung von Kostbarkeiten als beziehungsvolles Kabinettstück aufgestellt zu werden. Zu ähnlichen Absichten müssen ihn auch die anderen, vom Freiherrn von Rechenberg erworbenen, geschnittenen Steine römischer Kaiser und anderer antiker Größen veranlaßt haben. So entstand der Plan zu einem Kabinettstück, dessen hauptsächlichste Ausstattung eine Zusammenstellung römischer Kaiserköpfe bilden sollte. Bei Augusts Verehrung der antiken Baudenkmäler, die er besonders in Rom kennengelernt hatte, ebenso für alle Zeugnisse der Kulturen fremder Völker, mußte ihn der Gedanke fesseln, diese Bildnisköpfe, die Zeugnisse früherer Herrschermacht, an der Nachbildung eines ägyptischen Obelisken anzubringen, wie er solche in jungen Jahren in Rom gesehen hatte, von denen zwei auch von Kaiser Augustus dort aufgestellt worden waren. Der gleiche Vorgang wie im 16. Jahrhundert in Italien vollzieht sich dabei auch hier in Dresden. Wie dort das Sammlerinteresse für den Besitz antiker Gemmen durch die vorhandenen Stücke allein nicht befriedigt werden konnte und zur Nachahmung und Wiederaufnahme der alten Techniken des Steinschnitts geführt hatte, so konnte auch hier der Besitz des Fürsten dazu nicht ausreichen und so mußte der Bedarf in Dresden durch neue Anfertigung gedeckt werden. Welche Stücke von anderer Hand herrührten, läßt sich wohl kaum noch feststellen. Antike Arbeiten sind überhaupt nicht darunter. Tafel 44.

Der Obeliscus Augustalis ist mit Kameen und Gemmen römischer Kaiserköpfe bis zur Spitze besetzt. Mit diesen Arbeiten steht doch wohl in Zusammenhang, daß, wie erwähnt, der Berliner Kupferstecher Wolffgang 1722 auf dem Stich nach Dinglingers Bildnis von Antoine Pesne diesen ausschließlich bezeichnet als operis gemmati artifex, wobei Dinglinger auf die Dianaschale in seiner Hand hinweist, die jedoch nicht einen geschnittenen Stein aufweist. Die