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Wir dürfen ohne weiteres voraussetzen, daß diese Dianaschale, deren Ausstattung und Verzierung allenthalben die sorgsamste Erwägung erkennen läßt, auf Wunsch und unter persönlicher Anteilnahme des ebenso jagdfreudigen, wie künstlerisch empfindenden Fürsten entstanden ist. Ich habe auch in dem Briefwechsel Augusts des Starken eine Stelle gefunden, worin der König aus Warschau am 10. Dezember 1718 daran erinnern läßt, daß er Zeichnungen von Dinglinger mit Entwürfen zu einem Tafelservice erwarte, deren Verzierungen auf die Jagd Bezug haben sollten. Darin läßt sich der Keim für die Entstehung unseres Ziergefäßes erblicken. Es war jedenfalls 1722, als Dinglinger sich damit von Antoine Pesne malen ließ, vollständig fertiggestellt, vermutlich schon früher. Denn die vier erwähnten Emailmedaillons daran werden wir noch als Arbeiten des 1720 am 24. Dezember verstorbenen Georg Friedrich Dinglinger anzuerkennen haben, es folgen erst wieder von 1728 ab Emailgemälde an den Kabinettstücken Melchior Dinglingers, abgesehen von einem für Georg Friedrich nicht bezeichnenden Stück, das aber noch gleichzeitig mit dem Dianabad entstanden sein kann, hinten am Sockel der Onyxkamee mit dem Bildnis des röm. Kaisers Augustus. Dafür spricht u. a. auch, daß Melchior Dinglinger jetzt zuerst wieder seit dem Kaffeegeschirr von 1701 dort wie hier geschnitzte Elfenbeinfigürchen mit verwendet. Hier ist die Gestalt der sitzenden Diana genau der Größe und Form des an der hinteren Schmalseite aufragenden Thrones angepaßt. Bei Dinglingers Bevorzugung figürlicher Darstellungen und seinem Streben, alle Materialien und Techniken seiner Kunst dienstbar zu machen, halte ich es für höchst wahrscheinlich, daß er auch als Elfenbeinschnitzer selbst tätig war, dafür sprechen auch seine größeren Arbeiten in anderen, nicht schwieriger zu bearbeitenden Stoffen: die beiden Vasen aus Kalkstein, die in Eisen geschnittene Vase, das Ziergefäß mit Neptun und Venus, sowie die Mohrin aus Rhinozeroshorn und der große Mohr aus Ebenholz, die wir im 4. Band noch kennenlernen, endlich die Sockelfiguren der hier auf den Tafeln 55 und 56 abgebildeten Kabinettstücke. Anderseits ist daran zu denken, daß gleichzeitig mit Dinglinger der erste Dresdner Bildhauer Balthasar Permoser lebte, der auch Elfenbeinfiguren geschnitzt hat, wenn auch in etwas größerem Maßstab. Als Hersteller so kleiner Figuren wie Diana, die zumeist von Joh. Heinrich Köhler montiert wurden, war sodann der aus Danzig gebürtige Hof-Bernstein- und Elfenbein-Arbeiter Wilhelm Krüger ein geschätzter Meister. Er war schon seit 1711 am Grünen Gewölbe und der Kunstkammer