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vermischt. Damit man nun nicht etwa diese Dinge in dem Reichtum des lebendigen Getriebes und der vielen anderen schönen Dinge übersehe, hat M. Dinglinger seinem Hofhalt des Großmoguls eine geschriebene Erklärung hinzugefügt, die noch im Grünen Gewölbe vorhanden und in der Zeitschrift für Museologie II (1879) abgedruckt ist. Wir erfahren darin Genaueres über den Thron des Großmoguls, sodann über die Namen und Würden der verschiedenen, mit ihren Geschenken gekommenen Fürsten und schließlich über die „verborgenen Bedeutungen der antiquisch Charactera an etlichen Geschenken“. Gerade hierbei verweilt der Verfasser dieser Schrift mit besonderer Liebe und er weiß auch von der geringsten Kleinigkeit der Zieraten der Pyramiden deren kultische Bedeutung zu enthüllen. Da jedoch der Zugang zu den religiösen Vorstellungen der Inder damals noch nicht erschlossen war, ist er damit auf Irrwegen gewandelt. Zu seiner Zeit aber mag man auch in solchen Darstellungen sinnvolle Deutungen der indischen Kultur erblickt haben.

Ungleich wertvoller war indessen für seine Zeitgenossen das Bild, das er in seinem Hofhalt des Großmoguls von den indischen Völkertypen und ihren Trachten und von dem Hofleben des Herrschers vor Augen stellte. In keinem der Kupferstiche aus dem damaligen Reisewerke konnte dieses Abbild der indischen Sitten und Trachten so treu und lebendig vorgeführt werden, wie er es getan hat. Wo er aber darüber hinausgeht und uns die Kostbarkeit der Sattelaufbauten der Elefanten und Kamele, der Tragbahren und der Baldachine und der von Dienern getragenen Geschenke, der drei verschiedenen Vasen, der Stutzuhr, des Horns, der Portechaise, der vorn stehenden Vase mit dem Becken und, in den Hallen aufgestellt, des Teegeschirrs, des Käfigs und der Zierschale vorstellen will, da stellt er alle diese Dinge in europäischen Formen dar und in der ihm eigentümlichen Verzierungsweise. Das mag dem ungeschulten Sinn seiner Zeitgenossen unbemerkt geblieben sein, aber auch dem heutigen Beschauer fällt dies kaum noch auf und stört jedenfalls nicht seine Aufnahme des ganzen Werkes, so glücklich hat Dinglinger diese verschiedenartigen Elemente zu einem einheitlichen Eindruck zu verschmelzen verstanden. Dieser wird beherrscht von dem harmonischen Zusammenklingen aller Farben und dem Blitzen der Juwelen über dem Glanz von Gold und Silber.

Bei Betrachtung der einzelnen Gruppen wird man immer wieder gefesselt durch das Gestaltungsvermögen Dinglingers, durch das jede einzelne Figur je nach Rang und Verrichtung lebensvoll zur Erscheinung gebracht ist. Diesen