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unter denen die Radierungen des Grafen Caylus (1692–1766) nach Zeichnungen seines Freundes, des Bildhauers Edmond Bouchardon (1698 bis 1762), die in 6 Folgen zu je 12 Blättern seit 1737 erschienenen Cris de Paris später die Kleinkunst ihrer Zeit und besonders die der deutschen Porzellan-Manufakturen überaus befruchtet haben. Aber schon weit früher waren diese Anregungen aufgenommen worden von den Elfenbeinschnitzern, und hierin scheint Dresden am frühesten vorgegangen zu sein, das Grüne Gewölbe bietet hierfür eine beträchtliche Anzahl von Beispielen. Wer hier dazu den Anstoß gegeben hat, ob Balthasar Permoser (1651–1732), der bedeutendste Bildhauer zur Zeit Augusts des Starken, der auch vielfach in Elfenbein geschnitzt hat, ob der Dresdner Hofbildschnitzer Wilhelm Krüger, oder ob es der Goldschmied Johann Heinrich Köhler war, das entzieht sich noch unserer Kenntnis.

Die drei Handwerkerfigürchen auf Tafel 35 oben sind von Johann Heinrich Köhler geliefert worden, der Schuster und der Scherenschleifer im Jahr 1708, wie durch die im Grünen Gewölbe erhaltene Rechnung belegt wird. In dieser sind die Figürchen jedesmal besonders, je mit 30 Talern aufgeführt, ferner bei dem Scherenschleifer die aus Glasflüssen geschnittenen Schleifsteine mit 16 Talern und darauf die Arbeit des Goldschmieds bei diesem mit 130 Talern, bei jenem mit 140 Talern. Daraus scheint hervorzugehen, daß Köhler jene Bestandteile von anderer Hand hatte ausführen lassen. Doch aber muß er selbst dazu den Auftrag und die Anordnung gegeben haben. Denn die Figürchen sind erst in Berücksichtigung der von dem Goldschmied dazu geschaffenen Werkstatt entstanden, sie haben keine selbständige Existenz, wie andere solcher Figürchen des Grünen Gewölbes, denen aber auch wieder der Goldschmied durch die von ihm zugefügte Bereicherung der Tracht und kostbare Sockel höheren Wert verliehen hat. Nach alledem scheint Köhler hier als Erfinder anzusehen zu sein. In anderen Fällen mag der Elfenbeinschnitzer darin voranstehen. Jedenfalls ist auch dessen Arbeit höher zu bewerten, auch wenn der Goldschmied uns seinen Namen verschwiegen hat. Was er aber dazu tun konnte, um jedes Stück in jeder Hinsicht durch sein Material und seine verschiedenen Techniken zu einem kostbaren Bijoux zu erhöhen, das hat er auf das sorgfältigste durchgebildet. Am meisten noch bei dem Töpfer, dessen Figürchen er auch noch durch Bemalung lebendiger zu machen suchte und in dessen Werkstatt er allerhand fertiges Geschirr in emaillierter