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einen bestimmten Erzeugungsort namhaft zu machen. Sie mögen wie die später abgebildeten Galanteriewaren als Zeugnisse dafür gelten, daß der Luxussinn Augusts des Starken in den Erzeugnissen aus aller Welt Befriedigung suchte und fand.

Nur bei einzelnen Stücken des Grünen Gewölbes wird dies, das ich auch anderweitig urkundlich ermitteln konnte, durch Angaben des Inventars bestätigt. So bei der eiförmigen Dose, die aus zwei Chalzedonschalen zusammengesetzt ist, von le Roy in Amsterdam, auf Tafel 33 oben Mitte. Mit dem Glanz der polierten Schalen ist aufs glücklichste der farbige Schimmer des Emails und das Blitzen der Diamanten verbunden und den geschlossenen Umriß der Eiform trägt die zurückhaltende Ornamentierung der Fassung mit ihrem Palmettenfries und dem Golddrahtnetz in vornehmster Geschmackskultur Rechnung. Darin scheint sich der Einfluß des französischen Ornamentstechers Daniel Marot (1660–1718), der als Hugenot nach Holland übersiedelt war, geltend gemacht zu haben.

Die beiden Dosen zu beiden Seiten dieses Mittelstücks auf Tafel 33 erkenne ich als Werke Melchior Dinglingers. Bei der Dose rechts handelte es sich darum, eine Henkeltasse aus Achat durch ihre goldene Fassung kostbarer zu machen, also eine ähnliche Aufgabe, wie bei den auf Tafel 27 u. 29 abgebildeten Tassen. Die nach oben breiter ausladende Form unserer Tasse mußte schon durch einen eingeschweiften Sockel vom Boden erhoben werden, ebenso verlangte sie einen höheren Deckel, der in zwei Gegenschwingungen zu der in dem gekrönten Monogramm ausklingenden Spitze emporgeführt ist und so der Dose erst zu ihrer anmutigen Erscheinung verhilft. Bei der goldenen Dose links war ihr Urheber in der Formengebung völlig unabhängig, er hat dem Kugelabschnitt der Schale einen flach gewölbten Deckel gegeben, diesem aber gleichfalls einen Höhenakzent durch die oben aufgesetzte Vase hinzugefügt, die zugleich als Handhabe dient. Den Hauptreiz des Stückes bildet die vorwiegend durchsichtig rote Emaillierung der dem mattgerauhten Gold eingestochenen Rankenverzierung und der dem Deckel aufgelegten Schmetterlinge und Krebse, vermutlich eine launige Anspielung. Diesen beiden Dosen ist als eine unverkennbare Arbeit M. Dinglingers das Kännchen auf Tafel 33 unten Mitte anzureihen, als dessen Gefäßkörper ein in Eiform mit Spiralwindungen geschnittenes Stück braunen Jaspis dient. Dementsprechend ist Fuß und Hals in schlanken Formen entwickelt und diese sind