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und sie versuchte unter Hinweis auf diesen Mißbrauch eine eigene Stempelung einzuführen. Die Hanauer Fabrikanten erwiderten, daß sie ihre Waren zu dem gleichen Feingehalt des Goldes verkauften wie die Pariser, daß sie von dorther stammten, sich dadurch zu der Führung des Pariser Stempels für befugt hielten und daß ihre Waren leichter verkäuflich seien, wenn diese mit dem Pariser anstatt mit einem sonst unbekannten Hanauer Stempel versehen seien. Ein weiterer Schriftenwechsel unterblieb daraufhin. Nach wie vor unterlag dagegen die Herstellung der Silberwaren der örtlichen zünftigen Stempelung, diese verblieb auch fast ausschließlich in deutscher Leitung, ja, sie erhielt durch den Aufschwung in der Goldindustrie neuen und verstärkten Antrieb, indem einzelne Fabrikanten im Großbetrieb ebenso wie diese, sich den von Frankreich aus verbreiteten neuen Gefäß- und Gerättypen und deren ornamentaler Ausstattung zuwandten, so besonders in Augsburg. Einzelne Firmen erlangten Weltruf und versorgten mit ihren Waren alle Länder. Beispiele hierfür konnten im 2. Band dieses Werkes angeführt werden, ungleich reichhaltiger bietet solche die Hofsilberkammer, deren Bestand August der Starke vollständig erneuerte.

Unter diesen Umständen ist es also bei den in dieser Zeit entstandenen Galanteriewaren, wie solche auf den Tafeln 34, 38 und 39 abgebildet sind, fast unmöglich, wofern nicht eine einwandfreie Signatur mit ihnen verbunden ist, oder eine urkundliche Nachricht alle Zweifel ausschließt, eine bestimmte persönliche oder auch nur örtliche Eigenart herauszufinden. Man würde sogar bei den auf Tafel 34 unten rechts und links abgebildeten beiden Väschen nicht einmal auf den Gedanken kommen, diese seien aus der Werkstatt M. Dinglingers hervorgegangen, die er aber in seiner Rechnung ausdrücklich anführt, so stark weichen sie in ihrer klassizistischen Formengebung von seinen übrigen Erzeugnissen ab. Drei andere Stücke auf dieser Tafel stehen sich untereinander näher, die beiden Schälchen und das Muschelflakon, von denen die beiden unteren Stücke verwandte Blumenmalerei auf weißem Emailgrund besitzen. Davon läßt der Mohrenkopf, der das Schälchen zu tragen hat, an die Kunstweise Johann Heinrich Köhlers denken. Die übrigen Stücke auf dieser Tafel, über deren einzelne Ausstattung, ebenso wie bei den auf den folgenden Tafeln abgebildeten Gegenständen, auf die auf den Deckblättern der Tafeln gegebenen Beschreibungen verwiesen werden muß, sind jedesmal, ich möchte sagen, so individuell behandelt, daß man nicht wagen kann, dafür