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über der einen Schmalseite der Schale wird noch von zwei Schwänen und zwei Drachen des Wappens flankiert. Die nach vorn gewölbte Baldachindecke trägt eine Krone und auf dieser das emaillierte Monogramm der Prinzessin, sowie die Jahreszahl 1651. Die goldenen Wappentiere sind hellblau emailliert, die letzten Löwen mit dem Olafspeer nur Gold und alle Tiere sind auf dem Fell oder Gefieder noch mit Brillanttafelsteinen in Kastenfassungen besetzt. Ein barbarischer Geschmack, mit dem nur die sorgsame und gediegene Arbeit des Goldschmieds, des Juweliers und Emailleurs und das edle Material einigermaßen versöhnen kann. Hierbei mag ja die Rücksicht auf die Wünsche oder Neigungen von Besteller und Empfänger der Zierschale bestimmend gewesen sein.

Völlig frei von solchen Einflüssen auf Komposition und Ausstattung mag dagegen der Goldschmied gewesen sein, der einer ähnlich gewellt geschnittenen Schale aus orientalischem Onyx auf Tafel 32 goldene Fassung gab. Die eigenartige Struktur des Steins hat die braunen durchscheinenden Lagen mit helleren, nebeneinander herlaufenden und wieder abirrenden Streifen durchströmt, so daß die Schale von hin und her wogenden Wellen erfüllt scheint. Das hat wohl dazu veranlaßt, für Schaft und Fuß, sowie für den am Rand der einen Schmalseite aufragenden Baldachin die Verzierung aus bewegten Blattranken und Blüten nur aus Goldfäden in sog. Filigran zu bilden, ja auch ebenso den ganzen Aufbau aus stärkeren zusammengedrehten Drähten zu bilden, während man sonst hierfür stets stabilere Konstruktionen wählte. Als Verzierung von Füllungen ist diese Technik besser angewendet und kommt dort auch besser zur Geltung. Einen besonderen farbigen Schmuck hat der Goldschmied dem luftigen Goldfiligran gegeben, indem er einzelne Blätter und Blüten mit Netzemail ausfüllte. Diese schon von Cellini beschriebene Technik wird öfter auch an ungarischen Schmuckwerken angewendet, deshalb mag es fraglich sein, ob man für die Herkunft des Ziergeräts an Ungarn oder Italien zu denken hat. Neben Email dienen auch Flußperlen zur Verzierung, so auch an den Filigranbändern, die wie Gewinde außen an der Schale in den Rinnen bis über den Rand angelegt sind, auch hierbei ein strengeres Gefüge der Fassung vermeidend. Unter den zu einem Baldachin zusammengerollten Blättern ist eine Negerbüste mit emailliertem Kopf untergebracht, wohl als Andeutung auf die Herkunft des Steins aus dem Orient. Bekanntlich wurde der Onyx von allen Achatarten am höchsten geschätzt und schon im Altertum außer zu Kameen auch zur Herstellung von Gefäßen verwendet, unter denen in Deutschland das größte