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der Kunstkammer von 1610 besagt, der Spiegel sei von einem Lüneburger erkauft worden. Als Hainhofer 1629 in Dresden den Spiegel sah, da erfuhr dieser, daß der Spiegel „zu Lünenburg solle sein gemacht worden“ (ed. Doering. S. 172). Allem Anschein nach hat diese Angabe bisher die Forschung nach dem Künstler nicht weiter dringen lassen. Die Vermutung, daß dieser in der Stadt Lüneburg tätig gewesen sei, mußte ja eine starke Stütze erhalten, als bekannt wurde, einen wie großartigen Silberschatz die früher durch ihren Salinenbetrieb zu den reichsten Städten Deutschlands zählende Stadt Lüneburg besessen hatte, von dem die spärlichen, aber künstlerisch hervorragenden Reste, 36 Stück, 1874 nach Berlin gelangten. Im Jahr 1610 besaß Lüneburg noch 255 Stück dieser silbernen Geräte. Man konnte also annehmen, daß einer der vielen Verfertiger des Lüneburger Ratssilberzeugs, die man zumeist in der Stadt selbst oder in Hamburg voraussetzen konnte, auch den Spiegel im Grünen Gewölbe gemacht habe. Doch mit den im Berliner Schloßmuseum aufgestellten Stücken jenes Silberschatzes sind Zusammenhänge nicht wahrnehmbar. Dagegen bestehen so starke Anklänge an die seit der Ausstellung westfälischer Altertümer in Münster 1879 bekanntgegebenen Werke des aus Warburg stammenden Meisters Anton Eisenhoit (1544–1603), daß er als der Verfertiger des Dresdner Spiegels zu erkennen ist.

Nun finde ich auch eine Erklärung dafür, daß der Verkäufer 1610 als „Lüneburger“ bezeichnet wurde, woraus 1629 gemacht wurde, der Spiegel solle zu Lüneburg hergestellt sein. Das Inventar der Kunstkammer von 1610, S. 166, gibt von ihm folgende Beschreibung: „Großer von Silber vnd vergüldter Spiegell mit böhmischenn steinenn gezierett, darahn die gantze Prophezeihung Danielis vonn denn Vier Monarchien, auch des Römischen Reichs vnd dero darein gehörigen Königreichenn, Lendern vnd Provincien Wappen, ist von der Churf. S. Wittwe vonn einem Lüneburger erkauftt wordenn.“ Hainhofer beschreibt den Inhalt des Spiegels 1629 etwas genauer, und erwähnt an einem: „Die statue Danielis, oder der Traum Nebucadnezars, samt derselben explication, als den vier Monarchien, vnderschidner Reich wappen, vnd andern alles köstlich von getribner arbeit, so vil tausent Gulden kostet, mit gar schönen stainen aufs fleissigst gezieret, mit großer verwunderung zu sehen vnd zu Lünenburg solle sein gemacht worden.“ Die eine Angabe von 1610 schließt die andere von 1629 nicht aus, nur hat Hainhofer den ihm gemachten mündlichen Mitteilungen einen Sinn untergelegt, der 1610 noch nicht so niedergeschrieben