Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 2.pdf/91

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

dieser hätte sich durch seinen Meisterstempel kenntlich machen müssen. Es ist immerhin auffällig, daß Th. de Bry, der ja hinreichend zu figuralen Darstellungen befähigt war, hier die Erfindungen eines anderen verwendet hat, doch kann er dazu dadurch veranlaßt worden sein, daß jener mit diesen Zeichnungen ihm die Anregung zu der Arbeit gegeben hat. Auch die als Flächendekoration erfundene Verzierung der ornamentalen Ausstattung weist nicht auf einen Silberarbeiter als den Erfinder. So ist also die gesamte Ausführung als ein Werk des Theodor de Bry anzuerkennen. Der Hauptreiz des Spiegelrahmens als eines Werkes des Kunsthandwerks liegt in seiner Ornamentation. Diese ist aus Silberblech ausgesägt und auf die flache oder gewölbte Holzunterlage aufgelegt. Man kann in dieser ungewöhnlichen Verzierung einen Vorläufer der Verzierung von Boulemöbeln erblicken, bei denen nur der geringe Unterschied ist, daß die ausgesägten Ornamente in Möbelfurniere aus Holz oder Schildpatt eingelegt sind. Die ausgesägte Ornamentik, durch sorgfältige Innenzeichnung mit dem Grabstichel bereichert, besteht auf den flachen Feldern aus meist aus Vasen auf steigenden Ranken mit Blattumhüllungen und Blüten und dazwischen verteilten Tieren, menschlichen und Groteskfiguren, auf den gewölbten Halbrundstäben aus Rollwerk mit Ranken, bei dem äußeren breiteren mit aufgesetzten Rosetten, kleinen Fröschen und Eidechsen, bei den schmaleren nur mit aufgesetzten Rosetten. Die vier Felder des Deckels haben im Mittel Medaillons mit Cäsarenköpfen. Auf farbige Wirkung ist Bedacht genommen, indem das Silber nur in den ovalen Feldern vergoldet ist. Die Gesamtwirkung ist stilvoll ausgeglichen.

In stärkstem Gegensatz zu dem Flächenstil jenes Spiegels steht der in reichstem Maß architektonisch-plastisch belebte Wandspiegel des Anton Eisenhoit (Tafel 44). Dieser ist nach Ausweis zweier Jahreszahlen in dem Jahr 1587 in Arbeit gewesen, doch sicher schon früher begonnen, 1592 war er vollendet. Der Spruch auf der Rückseite des Spiegels, der ein Zitat aus Galenus mit den Worten „Hilf uns die heilige Dreifaltigkeit“ beendet, war der Wahlspruch der 1568 geborenen und 1622 verstorbenen brandenburgischen Prinzessin Sophie, der Gemahlin des 1591 verstorbenen Kurfürsten Christian I., der Mutter des Kurfürsten Christian II. und Johann Georg I. Im Jahr 1582 vermählt, war sie schon 1591 Witwe. Der Spiegel ist also erst nach dem Tod ihres Gatten in Dresden abgeliefert worden. Aus dem darauf angebrachten Wahlspruch der Kurfürstin ist aber zu schließen, daß er für sie, und dann wohl von ihrem Gatten, bestellt worden war, wohl schon bald nach der Eheschließung. Das Inventar