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1563, Mstr. 1592, † 1618. (Rosenberg, Jamnitzer. Fft. 1920.) Bei gleicher Begabung macht sich in dessen Fortsetzung der Werkstattüberlieferung doch ein anderes Stilgefühl geltend, das aber der Ausführung der Arbeit durchaus nicht unvorteilhaft war. Das Motiv bedingte, daß die Verwandlung der menschlichen Gestalt in einen Baum Ausdruck gegeben ward, das hat der jüngere Meister nicht etwa in Silberarbeit in dem von Neudörfer besonders hervorgehobenen Verfahren der beiden Brüder Wenzel und Albrecht mittels nach der Natur gefertigten Güssen (wie solche auch das Grüne Gewölbe besitzt) ausgeführt, es wäre dies doch zu einheitlicherer Wirkung gekommen, sondern er hat dazu für die über dem Kopf und an den Armen emporwachsenden Äste Korallenzinken verwendet. Vermutlich hat die besonders große und schön verästelte Korallenzinke über dem Kopf der Daphne überhaupt erst die Wahl der mythologischen Gestalt veranlaßt, die Freude an einem solchen Naturprodukt war damals nach Ausweis des Inhalts der Kunstkammern der Freude an künstlerischen Werken durchaus gleich. Daß die Goldschmiede schon frühzeitig die Vereinigung solcher Stücke mit ihren eigenen Arbeiten für unbedenklich hielten, davon zeugt ein von Petrus Christus für die Goldschmiedezunft in Antwerpen gemaltes Bild des hl. Eligius, des Schutzheiligen der Goldschmiede, das im Hintergrund auch Korallenzinken verwendet zeigt. Der 1579 Meister gewordene Abraham Jamnitzer starb schon 1600, die Figur ist seine beste bekannt gewordene Arbeit.

Wir haben aber keinen völlig überzeugenden Beweis dafür, daß auch seine in Silber hergestellten und mit seinem Stempel versehenen Figuren von ihm selbst im Modell herrühren. Der stilistische Unterschied der Erde des Tafelaufsatzes von den Figuren des Lustbrunnens läßt schon bei Wenzel auf verschiedene Hände schließen. Sie wirkt mit der stark herausgebogenen Hüfte manierierter, als jene Figuren und ist in den Formen weniger differenziert, als diese. Maßvoller in Haltung und Körperformen ist schon die gelagerte weibliche Philosophie auf dem Dresdner Tintenfaß. Ebenso auch eine silberne teilvergoldete Daphne mit Wenzels Stempel in Rothschildschem Besitz in Paris. Auch diese steht künstlerisch höher als die Erde des Tafelaufsatzes. Und gerade diese Figur ist in den Hauptteilen genau wiederholt in der Daphne des Grünen Gewölbes, die unter dem Fuß den Stempel von Abraham Jamnitzer ganz deutlich trägt. Damit kann also unmöglich gesagt sein, er habe die Figur erfunden. Vielmehr war das Modell vorhanden, es ist in Teilstücken gegossen und zusammengesetzt,