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Jamnitzers[WS 1] haben für Nürnbergs Wertschätzung hervorragendes Gewicht. Der überaus vielseitige Künstler hat grade auch in figuralen Kompositionen mit den Bildhauern gewetteifert. Doch ließ er sich auch von Bildhauern Figuren zu seinen Werken herstellen. Wir wissen dies aus seinen eigenen Äußerungen. Hatte er doch für Kaiser Maximilian II. einen 3 m hohen Lustbrunnen auszuführen, von dem einige in Erz gegossene Figuren noch erhalten sind, die er von anderer Hand hat herstellen lassen. Dagegen sind in Silber getriebene Figuren durch seine eigenen Entwürfe als seine Werke beglaubigt. So hat er zu einem an Kurfürst August von Sachsen gelieferten „künstlichen Schreibtisch“, der leider verschollen ist, die Aktstudien zu den Figuren selbst angefertigt. Dasselbe dürfen wir zum mindesten auch für die Figuren des Prager Lustbrunnens annehmen, ob aber die Modelle für den Guß dann auch von Wenzel selbst ausgeführt wurden, das ist bei ihrer besseren Formenbildung gegenüber der „Erde“ des Merkelschen Tafelaufsatzes zweifelhaft. Das kann ja auch damit zusammenhängen, daß diese Brunnenfiguren nicht in Silber, sondern in Bronze ausgeführt sind. Bei einer Lieferung an Erzherzog Ferdinand von Tirol berichtet er diesem selbst über die bestellten drei Evangelisten, die von einem Bildhauer bossiert, von einem Gießer in Messing gegossen, und von einem dritten verschnitten und endlich von einem vierten vergoldet wurden. Dabei ist er also selbst nur der Unternehmer. Unter seinen Silberschmiedearbeiten ist am bekanntesten sein 1549 für den Rat zu Nürnberg hergestellter großer Tafelaufsatz, dessen Schale von der Figur der „Erde“ getragen wird, vielleicht der früheste Ersatz des bis dahin aus Kandelaberteilen und Vasen zusammengesetzten Renaissanceschaftes. Für diesen Tafelaufsatz ist ein eigenhändiger Entwurf im Germanischen Museum zu Nürnberg vorhanden, ferner im Kunstgewerbemuseum zu Berlin das in Buchs geschnittene, von dem Entwurf abweichende Modell zu der Tragfigur. Einen gewissen Anklang an diese Figur mit erhobenen Armen, doch in der antikisierenden Tracht von ruhigerem Linienfluß, ebenso auch in weniger bewegter Stellung verrät die in Silber gegossene Figur der Daphne auf Tafel 34, die mit der Meistermarke von Abraham Jamnitzer gestempelt ist. Er ist ein jüngerer Sohn Wenzels, geb. 1555, Mstr. 1579, † vor 1600, und hat wohl mit seinem ältesten Bruder Hans, geb. ca. 1538, Mstr. 1563, † 1603, in der Werkstatt seines 1585 † Vaters die Lehrjahre durchgemacht, von dem er auch den Stempel geerbt hat, der später auf seinen Neffen Christoph, den Sohn von Hans, überging, geb.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Jamnnitzers