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Nur wenig größer, aber im Format wieder jenen gleich, ist die von einem Obelisken aus braunem Achat über einem Sockel von mattgrünem Jaspis getragene Uhr in achteckigem eiförmigen Gehäus auf Tafel 28. An dieser kleinen Standuhr, deren Werk also auch von dem Kleinuhrmacher von Halsuhren herrührt, vielleicht gleichfalls von Poestdorffer, das aber von Anfang an für eine Standuhr gebildet wurde, ist ein vielseitiger Goldschmied mitbeteiligt worden. Die Uhr hat ein in den Steinsockel eingebautes Schlagwerk. Das Gehäus wie die Verzierung des Steinsockels besteht aus Gold, ist reich emailliert und mit Diamanten und Rubinen besetzt. Dem größeren Aufwand des zu glücklichster Wirkung gebrachten Materials entspricht auch das umfangreichere Werk, dessen goldenes und emailliertes Zifferblatt auch die Mondphasen, die Monatstage und das astrologische Aspektenschema enthält.

Das Verfahren, Kleinuhren in der Größe von Taschenuhren auch zu Standuhren und sonstigen Zierstücken der Wohnung zu verwenden, wurde mit der Zeit immer beliebter, es kam offenbar einer Richtung des Modegeschmacks entgegen, die sich an solchen Werken um so mehr erfreute, je kleiner sie ausgeführt werden konnten. So sehen wir von den Werken Dinglingers im Grünen Gewölbe unter der Ausstattung des Obeliscus Augustalis als Krönung einer Dose aus Chalzedon eine kleine goldene Uhr in Vasenform, deren Werk von dem Dresdner Meister Andreas Fichtner bezeichnet ist, der am 2. November 1722 Meister geworden war. Unter den Geschenken, die dem Großmogul in jenem berühmten Kabinettstück Dinglingers dargebracht wurden, ist auch eine Miniatur-Standuhr auf einer Tragbahre zu sehen. Das kleinste Ührchen aber hält ein von Nestler für August den Starken in Elfenbein geschnitzter Janitschar als Krönung seines erhobenen Pusikans (Inv. IV, 277), dieses Figürchen schon ein Beispiel der Vorliebe der Zeit für solche Nippesgegenstände.

In gleicher Weise wie bei solchen Gegenständen zur Ausstattung der Wohnung und in dieser von Möbelstücken war der Kleinuhrmacher auch bestrebt, seine kleinen Kunstwerke allen möglichen am Körper tragbaren Gegenständen einzufügen, nicht immer gerade mit deren Gebrauchszweck im Ernstfalle vereinbar. Eines der frühesten Beispiele dieser Art bietet ein Streitkolben im Bayrischen Nationalmuseum zu München, dessen sechsseitiger Kopf ein Uhrwerk enthält, das schon um 1580 anzusetzen ist. Ebenso enthält das Historische Museum zu Dresden mehrere Stichwaffen mit prächtig verzierten Uhren im Innern der Spitze, die Kurfürst Christian II. 1610 seinem Bruder Johann Georg