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Bei der gleichfalls von Köhler für August den Starken gelieferten Drachen-Stutzuhr auf Tafel 27 ist das silbervergoldete Gehäus bewegter gestaltet, das runde Zifferblatt treibt den Decksims im Kreisbogen empor, die abgeschrägten Kanten enden in Volutenfüßen, der Aufsatz wird ebenso von Voluten getragen und strebt in verjüngter Schweifung zu dem Pfühl des das Ganze krönenden Drachens empor. Dieser, aus Perlmutterschalen zusammengesetzt, hat einen emaillierten Kopf, der ebenso wie die Fassung mit Brillanttafelsteinen und Rubinen besetzt ist. Ebenso bilden auch Diamanten und Rubine den Schmuck des emaillierten Bandwerks und der aufgelegten silbernen Festons, doch ist im Ganzen die Verwendung der Edelsteine und des Emails sparsamer. So ist auch das Zifferblatt nur mit geätzten Ranken verziert. Als figurale Motive sind nur antike Reliefbüsten am Aufsatz angebracht. Lediglich die über dem Zifferblatt vorn auf dem Decksims sitzende Bergkristallscheibe mit dem dahinter liegenden Monogramm FA nimmt Bezug auf den fürstlichen Besteller.

Die gleichartige Führung des geätzten Rankenwerks an der kleinen Dianastutzuhr läßt darauf schließen, daß auch dieses von Köhler gelieferte Stück von ihm selbst sein Gehäus mit seinem Schmuck erhalten hat. Ähnlich wie der Drache ist die auf dem schmalen rechteckigen auf ovaler Fußplatte sitzenden Gehäus stehende Diana aus einer monströs verkrüppelten Perle in Verbindung mit emailliertem Metall gebildet. Die sie begleitenden Hunde sind in Silber gegossen und ziseliert. Das emaillierte Zifferblatt gehört zu dem innen befindlichen Werk einer Taschenuhr, die von Estienne Aubert, Rouen, bezeichnet ist. Ein engerer Zusammenhang zu diesem Uhrmacher ist indessen sicher nicht vorauszusetzen. Es ist lediglich das Werk einer Taschenuhr zu diesem Standührchen verwendet worden. Inv. VI, 142.

Dasselbe ist auch der Fall bei der Standuhr in Monstranzform auf hohem Fuß, hierbei ist sogar von der Räderuhr der Unruhe-Mechanismus in eine Kurz-Pendeluhr verwandelt worden. Auch dieses Werk hat die Adresse eines französischen Uhrmachers Jehan Drouynot, Poictiers, (Band 3), ohne daß man deshalb daran zu denken hätte, die ganze Standuhr sei in Frankreich entstanden und nur von Köhler gehandelt worden. Er hat vielmehr ein solches fertiges Werk in bequemer Weise benutzt, um durch das von ihm erfundene Gehäus einer Standuhr ein kostbareres Werk herzustellen. Für dessen Gestalt hat er sich durch die im 17. Jahrhundert aufgekommene Form einer Sonnenmonstranz leiten lassen. Ebenso hat er die von verschiedenen Steinschneidern herrührenden