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eines Jahres eine volle Umdrehung durchführte. Das kleine Zifferblatt links enthält in der sich drehenden Scheibe einen Ausschnitt, der an jedem Wochentag die dafür gültige Planetengottheit zeigte. Das kleine Zifferblatt rechts zeigt den Lauf der Sonne durch den Tierkreis. Beide Uhren dieser Tafel sind Zeugnisse dafür, daß alle Seiten solcher turmartigen Standuhren künstlerisch gleichwertig behandelt wurden.

Wir sehen aus den beiden Beispielen auf Tafel 21, daß auch noch lange im 17. Jahrhundert solche Universaluhren hochgeschätzt und begehrt wurden, offenbar auch um so mehr, je mehr Zifferblätter sie enthielten. Sie sind gleichfalls als Augsburger Herkunft anzusprechen. Ihr Aufbau folgt noch dem gleichen Typ, wie die beiden vorher besprochenen Standuhren, doch haben sie einen strafferen architektonischen Aufbau und besonders auffallend den Verzicht auf die Verzierung der einzelnen Glieder und Flächen. Die Betonung der Ecken und der Spitze durch Säulen und Obelisken, der in zwei Absätzen zurückgelegten Dachaufbauten mittels offener Arkaden, der Brüstungen durch Galerien genügen hinreichend zur Erreichung einer vornehmen und charakteristischen Erscheinung. Die ornamentlose Hochrenaissance-Architektur eines Elias Holl, (1573–1646) des Erbauers des Augsburger Rathauses, scheint auf diese Werke des Kunsthandwerks nachgewirkt zu haben. Die neben den Zifferblättern beider Uhren stehenden antiken Kriegerfiguren als Zeitweiser erscheinen noch als unentbehrliche Beigaben.

Neben der zu den Gehäusen der Uhren, astronomischen Werke und Automaten verwendeten, durch künstlerische Gestaltung und Vergoldung zu edelster Erscheinung gebrachten Bronze, sind dafür nicht minder edle Holzarten und Elfenbein beliebt gewesen, später auch Marmor und andere härtere Steine und Porzellan. Es zeugt ferner von dem starken Interesse an Uhren, daß auch bei der seit der Mitte des 16. Jahrhunderts weitverbreiteten Liebhaberei für Kunstschränkchen aus Ebenholz, mit Zierat aus Silber oder auch Elfenbein, als besonderer Schmuck noch eine Uhr eingebaut wurde, wie der Schmuckschrank im Grünen Gewölbe erkennen läßt, Inv. I, 34. Es entsprach hierbei völlig dem Aufwand an gegossenen oder ausgesägten silbernen Ornamenten, an figuralen getriebenen Reliefs und gegossenen Freifiguren, daß auch das Zifferblatt aus Silber bestand und künstlerisch hervorragt, indem vertiefte Zahlen mit Email oder Niello ausgefüllt sind, während die Scheibe noch mit Ranken und Blumen ausgestochen und mit farbigem durchsichtigen