Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 2.pdf/52

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

angebracht, damit der Glockenschlag der Uhr besser hörbar wird. In Dresden arbeitete für Kurfürst August wohl unter dessen Mitwirkung Christoph Trechsler 1584 einen Wegmesser. Dieser selbe Meister hat auch für den Annaberger Meister Abraham Riese, den Sohn des bekannten Rechenmeisters Adam Riese ein im Mathematischen Salon erhaltenes Boussoleninstrument mit Höhendiopter 1589 gearbeitet, der von dort aus, dem Hauptort des sächsischen Bergbaues, als Geometer tätig war. Dem Einfluß dieses Mannes scheint es zuzuschreiben, daß sich um ihn ein erzgebirgischer Kreis praktischer Mathematiker und Feinmechaniker gruppiert hat. Wie Erasmus Habermehl aus Buchholz bei Annaberg stammte, so Caspar Buschmann, der Stammvater einer der bedeutendsten Uhrmacherfamilien Augsburgs, aus Wolkenstein bei Annaberg, von dem der Mathematische Salon eine bezeichnete Standuhr besitzt. Der Mathematiker und Dresdner Kunstkämmerer Lukas Brunn war ein Schüler von Abraham Riese. Aus Annaberg stammt endlich der durch sein Kartenwerk von Sachsen berühmt gewordene Markscheider Matthias Oeder. So steht er sicher mit diesen im Erzgebirge gepflegten praktischen Kunstfertigkeiten und Wissensgebieten in Zusammenhang. Ein Werk im Grünen Gewölbe ist ein Zeugnis dafür, daß sich in der erzgebirgischen Bergbaustadt Schneeberg auch ein Mechaniker von hervorragendem Können niedergelassen hat, daß sich dort unabhängig von der Kunstpflege in fürstlichen Residenzstädten ein solches Kunsthandwerk entfalten konnte, das für seine kostbareren Erzeugnisse auf den Absatz an anderen durch Wohlstand und Handel oder durch geistliche und weltliche Residenzen begünstigten Orten angewiesen war. Zur Vermittlung kamen hierfür wohl in erster Linie die Leipziger Messen in Betracht. Die aus vergoldeter Bronze hergestellte Uhr auf Tafel 20 trägt eingeätzt den Namen und Wohnort ihres Herstellers „Andreas Schelhorn 1571–z Schnebergk in Meisen“. Der turmartige Aufbau dieser Standuhr nimmt schon in sehr entwickelter Form einen Typus vorweg, der sich hauptsächlich an den größeren Kunstzentren, besonders in Augsburg, entfaltet hat. Wie das zusammenhängt, ist vorläufig noch nicht klargestellt. Es ist wohl möglich, daß Schelhorn vorübergehend mit oder bei dem hervorragendsten Augsburger Instrumentenbauer Christoph Schißler (zuerst erwähnt 1554, † 1609) gearbeitet hat, von dem der Mathematische Salon einen Wegmesser für Kurfürst August von 1569 besitzt. Auf dem Zifferblatt vorn an unserer Uhr ist bemerkenswert die Bestimmung der Tages- und Nachtlängen durch den rotierenden Reifen. Das