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Astronomie und eine hochentwickelte Kunstfertigkeit nicht auf die in jenen beiden Städten wirkenden Meister und Gelehrten beschränkt waren. Gerade jene fürstlichen Gelehrten und Sammler wußten tüchtige Männer an ihren Wohnort zu ziehen oder in ihren Landen zu beschäftigen, und gar manche der von diesen ausgeführten kunstvollen Erzeugnisse sind in gemeinsamer Arbeit der Fürsten mit ihren Kunsthandwerkern entstanden. So besitzt der Mathematische Salon eine für den Kurfürsten August unter Leitung des hessischen Landgrafen Wilhelm IV. 1563–1568 hergestellte monumentale Kunstuhr in architektonisch gegliedertem tempelartigen Gehäus aus vergoldeter Bronze, die in vielen Scheiben neben den Stunden einen ewigen Kalender, den Lauf der Planeten, den des Mondes und der Sonne vorzeigt, ein Werk von Marburger Meistern. Auch der künstlerische Schmuck mit allegorischen Figuren steht mit der technischen Höchstleistung der Mechanik auf gleicher Höhe. In Cassel befindet sich noch einer der großen für den Landgrafen hergestellten Himmelsgloben.

Nicht minder tüchtige Meister waren unter dem Einfluß Kaiser Rudolfs II. in Prag tätig, als deren hervorragendster Erasmus Habermehl aus Buchholz bei Annaberg in Sachsen anzusehen ist, der dort wohl die Lehre des Astronomen Tycho de Brahe genießen konnte. Von diesem im Mathematischen Salon ein Boussoleninstrument, ein Triquet, Sonnenuhren und astrologische Berechnungsscheiben. Allem Anschein nach ist auch in Prag für Kaiser Rudolf II. um 1600 die aus vergoldeter Bronze angefertigte Uhr-Vase mit eiförmigem Körper hergestellt (Tafel 19), die mit einem Doppeladler über den Bügeln gekrönt ist und in deren Körper das Gehwerk und Schlagwerk einer Uhr untergebracht ist. An Stelle eines Zifferblattes ist auf die Öffnung des schlanken Halses der Vase eine drehbare Kugel aufgesetzt, die auf einem wagrechten eingravierten Reifen die Stundenzahlen enthält, während als Uhrzeiger ein auf dem Öffnungsrand der Vase stehender Putto zu dienen hat. Solche als Stundenweiser dienende Figuren, zumeist Saturn, werden wir noch mehrfach kennen lernen. Die Uhrvase bildet eine Ausnahme von den verschiedenen Typen der Standuhren. Eine Wiederholung dieser Vasenform, sicher von demselben Meister ausgeführt, war 1900 im Handel. (Vgl. Helbings Monatshefte I, München 1900, S. 56. Tafel 9.) Während der Körper und der Fuß der Vase mit gepunztem Rankenwerk in Relief geschmückt ist, ist am Rand der beiden Hälften der zu öffnenden Eiform je eine Zone ausgesägten durchbrochenen Rankenwerks