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Scharnier befestigten Deckel. Der vielgewandte Hamburger Goldschmied Jakob Mores hat hierzu prunkvolle Entwürfe gefertigt und diese sicher auch meist ausgeführt. Ebenso hat sich in Silber oder Gold nur spärlich eingeführt die Form des Kruges oder des unten breiteren Humpens. Einer der schönsten Entwürfe ist hierfür schon 1533 von Peter Flötner gezeichnet worden. Das Grüne Gewölbe besitzt dagegen einige weniger kunstvoll als kostbar ausgestattete silbervergoldete Deckelkrüge. Der eine mit der Marke des Augsburger Meisters Johann Heinrich Mannlich, 1660–1718, ruht auf drei braunen Jaspiskugeln und hat eine solche Kugel als Krönung des Deckels, seine Außenwand ist völlig mit böhmischen Granaten und weißen Emailperlen übersät (Inv. V, 8). Ein anderer ähnlicher Deckelkrug mit Delphinen an Stelle der Kugeln, wohl von demselben Meister, hat mit gleicher Wirkung neben blauen Emailperlen nur Granatflüsse aus Glas (Inv. V, 9). Wieder kostbarer ist ein solcher Deckelkrug auf drei Kugeln, der auf emaillierten Blumen und Schleifen vorwiegend mit Perlen und mit Smaragddubletten besetzt ist (Inv. V, 594a), auch wohl Augsburger Arbeit.

Dagegen hat mit wechselnder Grundform ein Trinkgefäßtypus sich über ein Jahrhundert lang in unverminderter Beliebtheit erhalten: die sogenannte Doppelscheuer . Es sind schon mancherlei Beispiele dafür erhalten, daß der Deckel eines Pokals in verjüngten Formen die Gestalt des Pokals wiederholt und so gleichfalls als Trinkgefäß benutzt werden kann. Das hat vielleicht dazu geführt, daß man zwei völlig gleichwertige Becher mit zylindrischem Mundrand gebildet und den einen verkehrt auf den anderen aufgestülpt hat, wozu natürlich die Ränder entsprechend abgepaßt werden mußten. Ein so zusammengefügtes Pärchen war wohl weniger schön als praktisch. Wir besitzen in dem Rechnungsbuch des Nürnberger Rechtskonsulenten Dr. Christoph Scheurl ein Zeugnis dafür, daß dieser sich von dem Nürnberger Goldschmied Melchior Baier 1540 zwei solche Doppelscheuern hat herstellen lassen. Das Grüne Gewölbe besitzt einige kleinere Doppelscheuern in Renaissanceformen, je mit einer Vase als Schaft, davon ist das in Nürnberg von Kaspar Bauch d. ä., Meister 1541, † 1583, angefertigte Paar auf Tafel 13 mit je einem halbkugeligen Gefäß ausgestattet, dessen Verzierung zwischen getriebenem Rollwerk radial gestellte, fast hochovale Buckel bilden, die abwechselnd leer gelassen und mit getriebenem Ornament bedeckt sind. Um den Mundrand je ein eingestochener Trinkspruch (Inv. IV, 71 + 165, desgl. IV, 68 + 303 und IV, 164 + 304).