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Brandenburg gestanden zu haben. Nach Meltzers Beschreibung von Schneeberg, 1684, war er zu Schneeberg in Sachsen geboren und ist dort auch verstorben. Nach Ehrenberg, Die Kunst am Hofe der Herzöge von Preußen, S. 131, ging er um die Mitte der dreißiger Jahre von Königsberg nach Berlin und hat dort nach 1538 am Schloßbau Bildhauerarbeiten ausgeführt. Danach ist es wenig wahrscheinlich, daß er zugleich auch als der Verfertiger unseres Bechers anzusehen wäre. Doch die Medaille mit Luthers Bildnis stammt von ihm. Wo der Becher gemacht ist, läßt sich nicht feststellen, wohl kaum in Wittenberg.

Es ist bemerkenswert, daß der Bildnismedailleur zu Luther jedenfalls schon alte Beziehungen hatte, denn unter der kleinen Gruppe von Medaillen seiner Hand, die mit den Initialen seines Namens H K und dazwischen einer Kanne bezeichnet sind, befindet sich als seine früheste datierte Arbeit eine Bildnismedaille Luthers von 1524 noch in Dominikanertracht, auf deren Rückseite Luther im Kampf gegen das Papsttum allegorisch dargestellt ist.

Die Form des Bechers ist schon eine ausgesprochene Renaissanceform der Frühzeit. Das kurze zylindrische Gefäß hat einen abgetrennten glatten mit einem Laubfries gravierten Mundrand. Der breitere Teil darunter ist durch dreizehn hochovale Buckel bewegter gestaltet. Auf vielen frühen Entwürfen zu Pokalen und auch bei ausgeführten Stücken sehen wir ein solches von der gotischen Treibtechnik her übernommenes Motiv verwendet, aus dem gleichen Gefühl heraus, wie dort, sind diese abgewandelten Buckelreihen auch ohne Verzierung gelassen. Hier ist der Lichtglanz auf den glatten Wölbungen zu dem gerauhten Grund wohlbedacht in Gegenwirkung gebracht. Mit ähnlich einfachen Mitteln sind Deckel und Fuß profiliert und durch Gravierung verziert.

Ganz im Gegensatz zu dieser zurückhaltenden und geschmackssicheren Formenbehandlung entwickeln die Silberschmiede in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts an dem Pokal auf hohem Schaft einen übergroßen Reichtum der Formen und sie lassen fast keines der vielen Glieder, aus denen der Pokal aufgebaut ist, unverziert. Die Zeichnungen, die Hans Holbein d. j. für solche Gefäße entworfen hat, bei denen gerade der Wechsel zwischen glatten und verzierten Zonen und die vornehme Linie des Umrisses wesentlich ihre künstlerische Wirkung erhöht, ebenso auch Entwürfe anderer seiner Zeitgenossen, darunter die Goldschmiederisse in der Kupferstichsammlung zu Basel und die späteren Entwürfe von Virgil Solis sind in Deutschland teils unbekannt, teils unbeachtet geblieben. Dagegen lassen die in Kupferstich verbreiteten