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Luthers in den Inventaren bezeichnet wird. Es ist allerdings kein eigentlicher Pokal, sondern nur ein zu persönlichem Gebrauch bestimmtes Trinkgefäß mit Deckel auf kurzem Fuß, etwa in der Form der sog. Setz- oder Häufebecher, die in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts allgemeiner wurden. Eine ähnliche nur reinere Form hat indessen schon der 1538 verstorbene Albrecht Altdorfer in Kupferstich (Bartsch 98) verbreitet. In dem Deckel unseres Bechers befindet sich eine gegossene Medaille mit dem nach rechts gewandten Profilbildnis Luthers, dessen Gesicht nicht mit vergoldet wurde und sich so in Silberfarbe von dem Goldgrund abhebt. Das mit einem Barett bedeckte Haupt läßt die Anfänge eines Vollbarts erkennen. Seither war wohl nur bekannt, daß Luther während seiner Zuflucht auf der Wartburg sich einen Vollbart wachsen ließ, was auf einem Holzschnitt Lukas Cranachs d. ä. im Bilde festgehalten ist. Die Medaille ist nur noch in einem zweiten Abguß in Weimar bekannt. Die Umschrift der Medaille gibt das Alter Luthers mit 55 Jahren an, er war bekanntlich am 10. November 1483 geboren und ist 1546 gestorben. Mit dieser Altersangabe stimmt also überein die Jahreszahl (15)39 kleinen Medaille, die dem Deckelknopf aufgelötet ist und die Christus am Kreuz mit einem links Knieenden darstellt. Nun wissen wir allerdings nicht, aus welcher Quelle unsere Inventarangabe fließt, und es ist immerhin möglich, daß erst die in den Deckel des Gefäßes eingesetzte Bildnismedaille zu der Angabe geführt hat, der Becher habe Luther selbst angehört, anderseits sind noch andere Andenken an Luther aus dessen anerkanntem Besitz in das Grüne Gewölbe gelangt, so u. a. außer dem Nesenschen Lutherpokal auch der von Johann Friedrich dem Großmütigen noch als Kurprinz ihm geschenkte Ring mit einem Karneol, in den sich Luther dann nach eigener Wahl sein Wappen in Augsburg hat einschneiden lassen (Inv. VIII, 97), wozu hier auch noch der Ring mit einem großen Katzenauge genannt werden möge, der Philipp Melanchthon gehörte (Inv. VIII, 98). Danach besteht also kein Anlaß, der Angabe des Inventars über den Lutherbecher zu mißtrauen. Auch das Fehlen einer Beschaumarke spricht dafür, daß der Becher noch in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstanden ist.

Die Medaille mit Luthers Bildnis wurde von Max Bernhart als zu der Gruppe von Bildnismedaillen gehörig erkannt, die ein Meister gemacht hat, der zwischen 1524 und 1548 in Preußen, Brandenburg und Pommern tätig war, und dessen Namen Hans Schenck, gen. Scheutzlich, dann Georg Habich festgestellt hat. Am längsten scheint er zu Berlin im Dienst des Kurfürsten Joachim II. von