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besteht aus Hinterglasmalerei, wobei die Rückwand des Glases mit Blattgold beklebt und die ausgesparten Stellen mit Lackfarben bemalt wurden. Dieses Verfahren, schon in der Antike angewendet, wurde im frühen Mittelalter von Byzanz nach Italien von neuem eingeführt und ist von dort aus zur Zeit der Gotik und der Renaissance in Europa verbreitet worden. Doch wurde es fast ausschließlich bei kleinen Ziergeräten, Andachtsbildern und Anhängern angewandt, bei denen die Rückseite ohnehin verdeckt und so gegen Beschädigung geschützt war. Das Grüne Gewölbe besitzt einen solchen kleinen um 1580 entstandenen Anhänger in Buchform mit Glasdeckeln, darauf innen Christus am Kreuz, außen Heilige dargestellt (E. IV, 53). Im 16. Jahrhundert wurde diese Technik jedoch zumeist nur noch in der Wappenmalerei auf kleinen runden oder ovalen Scheiben angewandt, die als Einsatzstücke verwendet wurden. Eine glänzende späte Ausnahme macht allein nur die Deckelkanne im Schweriner Museum von Christoph Jamnitzer mit prächtigen Frauengestalten in Hinterglasmalerei. Dagegen beginnt die mehr handwerksgerechte Wappenmalerei in dieser Technik schon früh im 16. Jahrhundert. So schon in der Schatzkammer des Doms zu Köln das Wappen des Kardinal-Erzbischofs von Mainz und Magdeburg, Albrecht von Brandenburg, auf der Rückseite einer von ihm geschenkten goldenen Kußtafel. Kurfürst August, für alle Handwerkskünste begeistert, hat auch dieser Technik sein besonderes Interesse zugewendet. Beweis dafür ist eine als Anhänger zu tragende runde Glasscheibe mit seinem großen Wappen und dreizeiliger Umschrift all’ seiner Titel und der Jahreszahl 1586, in durchbrochener goldener Umrahmung von emaillierten Ranken und Blumen, die der Dresdner Goldschmied Valentin Grefner 1588 bezahlt erhielt, also im dritten Jahr nach des Kurfürsten Tod (Tafel 41, 3). Daß dieser aber auch schon lange Jahre zuvor diese hinter Glas gemalten Wappen bevorzugte, davon zeugen zahlreiche solche kleinere Wappen, die in die für ihn hergestellten gedrehten Elfenbeinpokale eingelassen sind. Auch besitzt das Grüne Gewölbe noch einige solche runde, noch nicht eingefaßte Wappenscheiben und ebenso einige ovale dekorativ bemalte Glasplättchen, von denen diese wohl etwas später anzusetzen sind. Später ist dann noch ein hoher silbervergoldeter Deckelpokal in dem Deckel mit einer runden Glasplatte ausgestattet, die mit dem großen kursächsischen Wappen und der Namensumschrift von Augusts Sohn, Kurfürst Christian I., hintermalt ist. Tafel 11, 2. Ferner der Kokosnußpokal I Tafel 69, 2. Diese Pokale haben gleichfalls die Meistermarke des Dresdner Goldschmieds Valentin Grefner.