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uns gewöhnt haben. Das beigegebene Hündchen ist vielleicht eine Reminiszenz an die gut motivierten Jagdhunde des Meinrad Bauch, hier wirkt es spielerisch, da es viel zu klein geraten ist. Das prächtigste Beispiel eines der Stütze entratenden im Sprung hochgerichteten Tierkörpers ist der Stier einer Fleischerinnung. Die Goldschmiede fanden für solche als Willkommengefäße dienenden Trinkgeräte in Tierformen allenthalben ihre Liebhaber; auf keiner Prunkkredenz der Zeit durfte ein solches Stück fehlen, in Jagdhäusern wurden dafür natürlich alle jagdbaren Tiere bevorzugt. Die als Deckel aufgesetzten Köpfe sind stets gegossen, die Geweihe der Hirsche sind aus Korallenzinken aufgesetzt. Man sieht aber allen diesen als Gefäße dienenden Tierkörpern, ebenso wie den Jungfrauenbechern, doch an, sie sind entstanden nicht nach eingehendem Naturstudium, in der Absicht, ein Werk der Kleinplastik in möglichster Vollendung herzustellen, aus reinem künstlerischen Wohlgefallen an den Körperformen, sondern sie sind nur eine andere Form von Gefäßen, denen der Goldschmied auf Verlangen der Zeitströmung die jeweilige Tierform zu geben veranlaßt war. Selten, daß hierbei einmal auch das Kunsthandwerk zum Kunstwerk sich erhob. Da aber aus der Goldschmiedewerkstatt auch noch im 17. Jahrhundert die vielseitigsten Begabungen ihre Anfänge genommen haben, so sind doch auch der Technik des Goldschmieds manche Meister treu geblieben, die vermöge ihrer Begabung zu rein künstlerischen Darstellungen fähig waren. Beispiele dafür finden wir auch im Grünen Gewölbe und werden noch in diesem Band einige zu behandeln haben, bei anderen wieder, wie der Gruppe der Diana auf dem Kentauren, auf Tafel 29, wird das Modell eines Bildhauers vorauszusetzen sein.

Zu den ältesten Trinkgefäßen gehörten in Deutschland bekanntlich die Hörner der heimischen Stiere. Einige Beispiele dafür, wie im Mittelalter und noch in der Spätgotik solche Hörner mit künstlerischem Beschlag ausgestattet wurden, konnten im ersten Band gezeigt werden. Wir haben auch Zeugnisse dafür, daß noch im späten 16. Jahrhundert zu dem alten Bestand neue Werke gleicher Art hinzugefügt wurden (I, Tafel 11), wohl mehr als Schaustücke, als zum eigentlichen Gebrauch bestimmt. Ein Beispiel dafür, wie die ursprünglich verwendete Naturform als Vorbild oder Anregung zu der Kunstform gedient hat, bietet das goldene Trinkhorn, das angeblich in Dänemark angefertigt worden ist, Tafel 3, 1. Gerade in den nordischen Staaten sind noch zahlreiche Trinkhörner erhalten und so würde es sich erklären, daß gerade in Dänemark, im