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Links: Hoher silbervergoldeter Pokal, sog. Ageleybecher. Das kelchartige Gefäß mit leichter Einschnürung hat zwei Reihen von je sechs ineinandergreifenden Fischblasen, sie sind in Treibarbeit mit Rollwerk und Pflanzenornament, sowie abwechselnd unten mit drei Köpfen, oben mit drei Kriegern geschmückt. An Stelle des Schaftes eine Vase mit drei Bügeln und darunter mit drei Frauenbüsten zwischen Widderköpfen. Diese Vase hat einen zylindrischen Sockel mit im Sechspaß ausladender gebuckelter Fußplatte. Diese wird getragen von einem glatteren hohen im Sechspaß verjüngt ansteigenden Sockel, der über dem gewölbten Fußrand sechs abwechselnd mit Kinderköpfen und Fruchtbündeln getriebene Buckel hat. Der Deckel hat sechs größere ähnliche, aber reicher als der Sockel verzierte Buckel, umgeben von geätzten Ranken und Vögeln, und als Krönung einen antiken Krieger mit Lanze und Schild auf einer Vase mit drei Bügeln und darunter drei Vögeln, zwischen Masken. Auf dem Schild ein für Emailfüllung ausgestochenes Kreuz. Am Lippenrand, dem Rande des Sockels und auf dem Deckel je die Beschaumarke von Dresden und die Meistermarke GM, nach R 1126 vielleicht Georg Mond, Meister vor 1599, gest. nach 1623. Im Innern des Gefäßes eine sechskantige hohe Spitze, wie solche in Nürnberg bei dem als Meisterstück herzustellenden Ageleybecher mit vorgeschrieben war. (H. 70 – IV. 183.) Vgl. Tafel 17,2.


In der Mitte: Hoher silbervergoldeter zylindrischer Deckelpokal mit Renaissanceprofilen. Der Schaft eine bauchige Vase mit glattem Hals und drei Bügeln auf rundem reich ornamentierten Untersatz. Der Sockel mit einer glatten Hohlkehle zwischen zwei gewölbten, reich mit Ornament getriebenen Reifen. Das Gefäß, mit einem hohen zylindrischen Mittelstück zwischen zwei gewölbt ausladenden, mehrfach profilierten Zonen, ist reich mit Renaissance-Ornamenten geziert und am unteren Teil des Mittelstückes mit einem gegossenen Jagdfries umgeben, der teilweise übereinstimmt mit dem Fries der Greifenklaue IV. 344 – Der Deckel hat eine ähnliche, doch weit flachere Profilierung und getriebene Verzierung wie der Sockel und ist mit einer Vase auf einem Baluster gekrönt. Auf dem Deckel, auf dem Gefäß und auf dem Sockel sitzen in runden Zargen je drei weißsilberne Schilde mit den Wappen von Sachsen, insgesamt 15 Stück in Tiefschnittemail, mit Ausnahme eines nur gravierten Wappens. In dem Deckel eine runde Glasplatte mit dem großen kursächsischen Wappen hintermalt und der Namensumschrift des Kurfürsten Christian (I.) – Auf dem Sockelrand und dem Deckelrand die Beschaumarke von Dresden und hier noch die Meistermarke VG, R 1123 = Valentin Grefner (Geitner), Meister 1580, Ältester 1589–1592. (H. 34 – IV. 187.)


Rechts: Hoher Deckelpokal aus vergoldetem Silber mit fast zylindrischem in Becherform nach oben erweiterten Gefäß, der gegossene Schaft in Vasenform mit drei zu einem zylindrischen Zwischenglied aufsteigenden Bügeln, drei aus dem Vasenkörper stark herausragenden weiblichen Hermen mit Fratzenköpfen zwischen drei heraushängenden Widderköpfen. Diese Vase steht auf einem schmalen getriebenen Zylinder, der aus der hohen Wölbung des Sockels herauswächst. Dieser hat darunter eine glatte, mit sechs Bügeln besetzte Hohlkehle über gewölbtem Fußrand. Auf dem Knopf des Deckels steht ein Hüttenmann aus Silber, Kopf und Hände bemalt, mit einer Schmelzgabel und einem Schild, darauf das kursächsische Wappen in Relief gegossen. Alle Teile sind reich in Treibarbeit mit Rollwerk, Köpfen, Fruchtbündeln und Putten bedeckt. Auf dem Gefäß drei große hoch- und drei kleine querovale Felder, die ersteren mit Hüttenleuten bei der Arbeit, die letzteren mit Arbeitseinrichtungen der Erzverhüttung getrieben. Auf dem gewölbten Deckel drei ovale Felder mit Putten in Landschaften. In dem Deckel eine Platte mit gravierter Inschrift, die besagt, daß der Pokal aus Silber von der Saigerhütte in Grünthal 1625 hergestellt wurde. Um den Lippenrand eine gravierte Inschrift: „Der churf. sächs. Saigerhvtt Grvnthal Gerechtigkeit und Wielkomm 1625“. In dem Sockel unten eine getriebene runde weißsilberne Platte mit Bacchus und Venus, die ihre Gaben austauschen, jener einen Becher, diese ein Herz. – Am Rande des Gefäßes und des Sockels die Beschaumarke von Freiberg und die Meistermarke DW, R 1396, David Winkler, Meister 1617, gest. 1635. Früher auf der Saigerhütte in Grünthal, seit 1873 im Grünen Gewölbe. (H. 67 – IV. 17.)