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Links: Kleiner Willkommenbecher in Gestalt einer Jungfrau in modischer Tracht um 1600 aus vergoldetem Silber, einen Becher aus Perlmuttermuschel mit hohem gravierten Mundrand über sich haltend, in ähnlicher Ausführung wie der große Willkommenbecher III. 184. Die rohen Verbindungsstücke zwischen den Händen der Frau und den Ranken des Bechers sind sicher spätere Ergänzungen. Die Ornamentierung des Mieders und des glockenförmigen Rockes ist in ziselierter Arbeit einfacher gehalten als bei dem größeren Jungfrauenbecher. Auf dem Saum des Rockes vorn die Beschaumarke von Nürnberg und die Meistermarke MB, R 3130 = Meinrad Bauch d. ä., Meister 1575, gest. 1623. (H. 27,5 – IV. 190.)


Rechts: Großer Willkommenbecher in Gestalt einer Jungfrau, die mit den erhobenen Händen über sich einen zwischen Ranken hängenden Becher aus einer Perlmuttermuschel hochhält. Das Gewand und die Fassung der Muschel ist silbervergoldet; Kopf, Brust, der Spitzenkragen und die Hände sind weißes Silber. Die Gestalt ist hohl und ihr Rock bildet einen zweiten größeren Becher. Beide Becher konnten gleichzeitig gefüllt werden. Die Tracht vom Anfang des 17. Jahrhunderts zeigt ein langes Schneppenmieder, den unteren Rock mit aufsteigendem gepunzten Ornament und drei gravierten Säumen geschmückt, den oberen Rock reich mit getriebenem Schweifwerk, Vögeln, Fruchtbündeln und Blumen bedeckt. Der Lippenrand der Muschelfassung hat geätzte Arabesken und die gegossenen Schienen stimmen mit ihren geflügelten weiblichen Halbfiguren mit dem Muschelpokal III. 208 überein. Auffallend flüchtig sind die Hände behandelt, wogegen die gegossenen Bügel des Bechers mit ihren Fratzenköpfen ungleich schwungvollere Form haben, als bei dem kleineren Jungfrauenbecher, dem der größere in allem, besonders in der Gesamterscheinung überlegen ist. – Auf dem Saum des unteren Rockes vorn die Beschaumarke von Nürnberg und hier wie auf dem Rande der Muschelfassung die Meistermarke von Friedrich Hillebrand, Meister 1580, gest. 1608, R 3138. (H. 43 – III. 184.)